Der Liebe zarte Blüte

Die Anfänge waren immer das Schönste. Die erste Begegnung, die ersten vielsagenden und vielfragenden Blicke, die erste Berührung, das ungeduldige Warten auf die nächste Begegnung.

Der Liebe zarte Blüten

© Stanislav Pepeliaev / 123RF.com

Fast noch Kinder – was wir damals natürlich ganz anders gesehen haben – zog  uns die erste Liebe so vollkommen in ihren Bann, dass alles andere weit in den Hintergrund  trat. Schule, Verein, Hobbys, Freunde – das alles konnte jetzt warten. Die ursprünglichen  Prioritäten verloren an Bedeutung und wir nahmen die Folgen lächelnd in Kauf. Unvorstellbar auch, dass diese Liebe jemals enden könnte.

Und doch kam dieser Tag und der Schmerz war schier unerträglich. Von den Älteren verständnisvoll belächelt, mussten wir mutterseelenallein alle Kräfte mobilisieren, um nicht mit dem Ende der Beziehung für immer unterzugehen. Und dann, nach einer Zeit unendlicher Trauer, begann alles wieder von vorn. Wieder die erste Begegnung, die ersten Blicke, die ersten Küsse … und wieder alles neu und einzigartig.

Menschen aller Zeiten und überall auf dieser Welt teilen diese Erfahrungen. Sie sind so allgemeingültig, dass sie vielfältig Eingang in Literatur, Filme und Musik gefunden haben. Wahrscheinlich haben sie manche dieser Genres überhaupt erst hervorgebracht.

Doch teilen wirklich alle Menschen solche prägenden Erlebnisse? Gibt es
wirklich Liebe für alle, wie der Titel dieses Heftes suggeriert?

Nun ja, für fast alle. Menschen zum Beispiel, die wir für geistig behindert halten, kennen zwar die Sehnsucht danach, einen anderen Menschen ganz für sich allein zu haben, in einer Partnerschaft zu leben und manchmal auch Kinder zu haben. Doch allzu häufig verhindert das immer noch hohe Maß an Fremdbestimmung und andere Lebensumstände die Erfüllung dieser innigen persönlichen Wünsche. Oft sind es die Befürchtungen des Umfeldes oder die Bilder in den Köpfen, in denen sie auch als Erwachsene noch als Kinder erscheinen, die solche Bedürfnisse vermeintlich gar nicht haben. Dass diese Bilder falsch sind, davon können Sie sich aus erster Hand von einem betroffenen Paar in diesem Heft erzählen lassen. Und es kommen Paare zu Wort, die unter schwierigen Umständen schließlich doch zueinandergefunden haben.

Wir stellen Ihnen Menschen vor, deren Berufung es ist, anderen bei der Partnersuche behilflich zu sein oder die Unterstützung anbieten, wenn die Partnerschaft von Krisen durchgerüttelt wird.

Auch mit Prostituierten haben wir gesprochen und die Frauen können viel darüber erzählen, welche Wege manche Menschen nehmen, um Nähe erleben zu können.

Der Seitenwechsel, zu dem wir Sie an dieser Stelle immer einladen, ist dieses Mal nicht so einfach. Sie werden es beim Lesen vielleicht an manchen Stellen spüren, wie sich etwas in Ihnen sträubt. Aber Sie begegnen nur der Lebenswirklichkeit echter Menschen, die alle die gleiche Sehnsucht teilen.

                                         

In diesem Sinne

Ihr Hanno Henkel & das Redaktionsteam

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