Kultur im eigenen Wohnzimmer

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antonius bringt mit einem neuen Veranstaltungsformat Menschen mit und ohne Behinderungen digital zusammen

Die Corona-Schutzmaßnahmen fördern die Distanz zwischen Mitmenschen. Das ist gut, weil damit die Infektionsketten unterbrochen werden. Doch es ist schlecht, weil es die Inklusionsarbeit in Gefahr bringt. Um eine Alternative zu den fehlenden Veranstaltungen anzubieten und damit Begegnungen trotz Abstand zu ermöglichen, hat antonius gemeinsam mit Kooperationspartnern die Veranstaltungsreihe Gemeinsam Kultur erleben entwickelt. Auf digitaler Bühne werden Menschen kreativ zusammengebracht.

„In unserem Netzwerk finden jedes Jahr über 200 Veranstaltungen statt“, sagt Swen Friedrich, Co-Geschäftsführer der antonius : gemeinsam begegnen gGmbH. „Diese Veranstaltungen sind wichtig zur Erfüllung unseres Stiftungsauftrags, denn durch Begegnungen lernen sich Menschen kennen und schätzen. Barrieren werden niederschwellig abgebaut und Freundschaften entstehen. Das ist der erste Schritt zu einer Gesellschaft, in der jeder akzeptiert wird.“

Die Bestätigung der Arbeit fehlt

Doch nicht nur im Bereich Veranstaltungen würden die Begegnungen fehlen, wie sein Geschäftsführungskollege Christian Bayer ergänzt. „Unsere Mitarbeiter mit Behinderung bekommen keine unmittelbare Reaktion auf ihre Arbeit. Insbesondere denen, die im gastronomischen Bereich tätig sind, fehlt das freundliche Lächeln, wenn Sie einen Kaffee servieren, aber ebenso der Smalltalk mit den Stammkunden. Das ist für sie eine wichtige Bestätigung.“
Kreative Alternativen im Lockdown sind gefragt. Mit kreativen Ideen versucht antonius, für diese Personengruppe sinnvolle Alternativen zu finden. Angebote wie der Lieferservice des antonius Ladens oder selbstgebackener Kuchen zum Mitnehmen am Wochenende, Essensboxen für besondere Anlässe sowie Mittagessen für zuhause sind außerordentlich hilfreich. Aber natürlich können sie die fehlenden Begegnungen nicht vollständig ersetzen.


Den Auftakt der Veranstaltung bildete das Wunschkonzert der Band Songs for 2

Das bunte Kulturprogramm macht Laune

Für die Menschen, die bei antonius leben, ist es besonders wichtig, auch im Freizeitbereich die Isolation aufzubrechen. Online-Formate wie die Live-Übertragung des Sonntagsgottesdiensts aus der Hauskapelle oder das Online- Kneipenquiz des antons meet & eat haben sich seit Beginn der Pandemie bestens bewährt. Erweitert wird das Online-Angebot nun seit Februar durch die Veranstaltungsreihe Gemeinsam Kultur erleben. Mit Unterstützung verschiedener Partner hat antonius ein buntes Kulturprogramm zusammengestellt. Formate wie eine offene Bühne geben jedem die Möglichkeit, das Programm nicht nur wahrzunehmen, sondern aktiv mitzugestalten.

Ein inklusives Moderatorenteam führt durch das Programm

So werden die Veranstaltungen etwa von einem inklusiven Moderatorenteam präsentiert. Isabell Vogler, Koordinatorin für Freizeit, Kultur und Sport, moderierte jüngst Seite an Seite mit Tanja Czarnomski, die im Bereich Wohnen von antonius arbeitet und seit Neustem auch Teil der SeitenWechsel-Redaktion ist, eine Konzertveranstaltung. Für Frau Czarnomski war das eine ganz neue, und spannende Erfahrung. Lassen wir sie selbst erzählen:

„Aber ich war locker“

„Das war ja eine ganz andere Veranstaltung als sonst. Kein Publikum in der Festscheune – nichts! Wir waren alleine und haben nur mit der Kamera gesprochen. Es gab schon Publikum, aber eben vor den Computern. Ich habe einen Zettel mit Stichpunkten bekommen. Den habe ich mit Isabell Vogler durchgesprochen. Am Anfang gab es noch einen Soundcheck: Elmar Möller hat abgemischt und geschaut, ob alles funktioniert. Ich habe dann die Leute in den Wohngemeinschaften und Zuhause begrüßt, habe die Titel angesagt und welche WG sich das gewünscht hat. Ich musste ins Mikrophon sprechen und dabei in die Kamera gucken. Ein bisschen hatte ich schon Lampenfieber. Ich wusste ja nicht, ob ich es hinkriege. Ich habe dann aber positive Rückmeldungen bekommen. Erst hatte ich das Gefühl, dass ich nicht so locker bin wie Isabell. Aber ich war locker. Ich musste nur erst reinkommen, weil da nur eine Kamera stand. Ich fand gut, dass ich mich getraut habe. Weil es für mich Neuland war.“


Tanja Czarnomski, Mitarbeiterin von antonius und Mitglied
der SeitenWechsel-Redaktion, moderierte das Wunschkonzert

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