Wir zeigen ’s Ihnen...

Erika Mechler und Andreas Sauer erklären Ihnen heute: s’ Biogas erzeugen

im Klartext…

WZI

Auf dem Gelände von antonius Hof stehen 110 rotbunte Kühe und eine aus Beton. Was es mit dieser „Betonkuh“ auf sich hat, wollten die SeitenWechsel-Redakteure Erika Mechler und Andreas Sauer genauer wissen.

Andreas Sauer: Hallo, liebe Leser, heute wollen wir euch erzählen, wie so eine Biogasanlage funktioniert. Erika, fang doch mal an zu berichten!

Erika Mechler: Also, wir waren in der Landwirtschaft auf dem antonius Hof in Haimbach. Da haben wir erst mal gewartet. Andreas hat dann den Leiter der Anlage, Jan-Martin Griefahn, gesucht.

Andreas Sauer: Wir standen da ziemlich – wie soll ich sagen – vom Winde verweht. Es war auch ganz schön kalt. Als der Jan-Martin Griefahn eintraf, haben wir ihn kurz und bündig begrüßt. Der ist Agrartechniker. Zuerst hat er uns an einer Tafel erklärt, wie so eine Biogasanlage funktioniert. Ich versuch das mal zusammenzufassen: Also es gibt auf antonius Hof Kühe und Schweine. Die produzieren quasi auch Urin, also die machen Pipi ...

Erika Mechler: ... und auch Kacke ...

Andreas Sauer:... also ein großes Geschäft. Wir machen das ja auch.

Erika Mechler: Nur gehen die halt nicht aufs Klo. Die machen ihr Geschäft - was weiß ich – wo sie gerade stehen.

Andreas Sauer: Die Mitarbeiter vom Hof sammeln das mit einer Schubkarre ein. Die Kühe und Schweine von antonius Hof stehen aber nicht auf dem blanken Beton, sondern sie leben auf Stroh.

Erika Mechler: Die haben es gut!

Andreas Sauer: Genau. Aber deswegen fällt in den Ställen auch ganz viel Mist an: 200 Schubkarren pro Tag! Das wird erst mal auf der Mistplatte gelagert. Dort liegt es so ungefähr eine Woche. Mit dem Teleskoplader „Merlo“ wird der Mist dann gemischt, damit das gleichmäßig feucht wird. Was aus dem Kuhstall kommt, ist nämlich ziemlich nass ...

Erika Mechler:... und was aus dem Schweinestall oder dem Kälberstall kommt, das ist ziemlich trocken.

Andreas Sauer: Und wenn das dann alles gleichmäßig feucht ist, wird es mit dem Teleskoplader in die Anlage gefahren. Zehnmal täglich muss der Fahrer dort rüberfahren.

Erika Mechler: Der kippt das in einen großen, grünen Trichter rein.

Andreas Sauer: Da drunter ist eine Schnecke, die sich wie eine Bohrmaschine dreht. Die befördert die Scheiße in die Anlage, so viel, wie gerade gebraucht wird.

Erika Mechler: In dem großen, runden Ding sind große Paddel drin. Die drehen sich dauernd, damit das durcheinander gemacht wird und in Bewegung bleibt.

Andreas Sauer: Weil in der Biolandwirtschaft so viel Stroh dabei ist, musste noch ein zweites Rührwerk eingebaut werden – das sieht aus wie eine Schiffsschraube. Der Jan-Martin Griefahn hat uns sehr ausführlich beschrieben, was dann in der Anlage passiert. Das war schwierig und ich konnte mir lange kein Bild davon machen.

 

Jan-Martin Griefahn, Andreas Sauer und Erika Mechler

Jan-Martin Griefahn, Andreas Sauer und Erika Mechler

 

Erika Mechler: Also wichtig ist, dass das geheizt wird. Sonst geht da nichts.

Andreas Sauer: Genau! Die Milliarden von Lebewesen, die da drin sind, zersetzen das Ganze. Das sind die Bakterien. Die sind so klein, dass man sie nicht sehen kann. Und wenn es warm ist, fühlen die sich pudelwohl. Eigentlich passiert hier dasselbe wie beim Kompostieren in unserer Gärtnerei. Nur, dass das hier ohne Sauerstoff geht. Die Bakterien veranstalten eine Art Müllabfuhr. Die beseitigen die Säure. So ganz genau verstanden haben wir das nicht. Aber auf jeden Fall entsteht dabei das Gas. Herr Griefahn hat gesagt: „Eine Biogasanlage ist ein Megafurz.“ Ein Furz ist ja auch Gas. Also geht es in einer Biogasanlage so ähnlich zu wie im Darm. Deswegen nennt man die Biogasanlage auch eine „Betonkuh“. Die wird ständig gefüttert und die pupst dann eben.

Erika Mechler: Das Gas geht dann rüber in den zweiten Behälter. Das ist der mit der grünen Kuppel.

Andreas Sauer: Da wird oben drin das Gas gesammelt und unten drunter schwimmt der Gärrest. Aus so einer Biogasanlage kommen dann am Ende eigentlich drei Sachen raus: elektrischer Strom, Wärme und Düngemittel für die Pflanzen. Das will ich jetzt mal genau erklären.

Also das Wichtigste ist der Motor. Der steht in einem Nebenraum. Er läuft mit dem Gas. Aber er macht einen riesen Krach! Wir haben uns Ohrenschützer anziehen müssen. Wenn der Motor läuft, wird Strom hergestellt. 1800 Kilowattstunden pro Tag. Das ist viel. Die wandern ins Stromnetz rein. Die RhönEnergie kauft das ab. „In einer Biogasanlage entsteht aus Scheiße Geld“, hat er gescherzt. 

Erika Mechler: Stimmt. Strom braucht jeder.

Andreas Sauer: Nebenbei entsteht aber auch Wärme. Die geht in Fernwärmeleitungen rüber zum Hof. Da werden die Mitarbeiterräume geheizt und das Wasser zum Duschen wird warm gemacht. Und weil die Anlage noch mehr Wärme abgeben kann, will die Gemüsegärtnerei vielleicht in Zukunft dort ein Gewächshaus bauen und das auch beheizen.

Erika Mechler: Damit die Pflanzen nicht erfrieren und besser wachsen. Also Tomaten oder Gurken oder Salat.

Andreas Sauer: Der Gärrest ist nämlich noch nicht ganz umverwandelt. Die Bakterien können da noch mehr Energie rausholen. Dafür muss aber noch etwas umgebaut werden. Dann gibt es Tomaten vielleicht schon im April und wir von antonius haben einen Vorteil davon.

So, und das Dritte, was aus der Anlage kommt, ist der Gärrest. Das ist ein sehr guter Dünger. Da sind Nährstoffe enthalten, die die Pflanzen auf dem Feld brauchen: Stickstoff, Phosphor und Kalium. Auch Magnesium.

Erika Mechler: Das kommt alles mit dem Güllefass aufs Feld.

 

Was reinkommt, muss auch wieder raus

Was reinkommt, muss auch wieder raus

 

Andreas Sauer: Ja, aber so Gülle ist das eigentlich gar nicht. Als der Martin Griefahn den Deckel vom ersten Behälter aufgemacht hat, wollte ich rückwärts wieder rausgehen. Also es hat abartig gestunken. Interessant war aber, dass der Gärrest am Ende fast geruchslos ist. Wenn der auf die Felder kommt, haben die Nachbarn keine Geruchsstörung! Die Bakterien haben schon fleißig daran gearbeitet. Außerdem können die Nährstoffe beim Gärrest schneller aufgenommen werden von den Pflanzen. Und er ist gut für die Böden.

Erika Mechler: Irgendwas hat der Martin Griefahn noch zum Mais gesagt.

Andreas Sauer: Dass bei der Biogasanlage am antonius Hof kein Mais reingeworfen wird! Der Mais ist ja ein Futtermittel. Das ist zu schade, um da Gas draus zu machen. Das ist ja auch eine Art Verschwendung. Und es ist auch schlecht für die Umwelt, weil zu viel Mais dem Boden schadet.

Erika Mechler: Also so eine Biogasanlage hat ganz schön viel Technik.

Andreas Sauer: Ja, und wenn mal etwas kaputtgeht, dann klingelt bei Herrn Griefahn das Handy. Dann schreit die Betonkuh: „Hallo, hallo!“

Erika Mechler: „Es ist dringend!“

Andreas Sauer: Manchmal muss es schnell gehen. Eine Biogasanlage ist nicht harmlos. Der Griefahn musste ein Sicherheitslehrgang machen. Bei einem Fehler kann sogar der Betondeckel durch das Substrat angehoben werden. Aber das ist bislang noch nicht passiert.

 

Blick in den Magen der Betonkuh

Blick in den Magen der Betonkuh

 

Erika Mechler: Also, es war alles wunderschön – keine Frage! Mir hat es gut gefallen, wie der Martin Griefahn uns das gut erklärt hat. Es heißt ja „in leichter Sprache“, damit wir das verstehen. Da hatte ich das gut mitverfolgen können. Vielen, vielen Dank!

Andreas Sauer: Lieber Martin, es war eine sehr schöne Einleitung. Für mich war das am Anfang schwierig. Ich hatte mich ja vorher noch nicht befasst mit so einer Biogasanlage. Ich hab die chemischen Prozesse nicht vor Augen gehabt. Aber durch die Symbole in leichter Sprache ging es einfacher. Du hast auch die Ruhe und die Geduld gehabt, uns das zu erklären. Vielen Dank. Ich hoffe, dass auch in Zukunft noch mehr Biogas erzeugt wird. Und ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit uns von der Gärtnerei! 

Erika Mechler: Na, das war doch ein guter Abschluss! 

Aufgezeichnet von Arnulf Müller

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