Wir zeigen’s Ihnen S‘ Mehlmahlen im Klartext

Hallo liebe Leser! Heute berichten wir von einer ganz alten Mühle, der Stegmühle. Sie liegt in der Gemeinde Hosenfeld, im Ortsteil Hainzell.

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Es gibt sogar noch die Urkunde vom Kloster Blankenau von 1502, in der die Erlaubnis zum Bau erteilt wurde.
Diese alte Mühle haben wir für Sie mal gründlich durchgestübbert.

 

Erika Mechler: kursiv| Andreas Sauer: normal

 

Wir sind mit einer großen Erwartung zu der Mühle gefahren. Man hat ja immer so Vorstellungen. Mich hat überrascht, dass alles maschinell funktioniert. Ich hatte mir das so vorgestellt, dass da viele Menschen um den Mühlstein sitzen und das Mehl noch mit der Hand mahlen.

Wir haben zuerst den Hugo Schnabel begrüßt. Das ist der Müllermeister.

Er hat uns erst mal die Theorie von der Mühle erklärt. Also diese Stunde, die war schon sehr engmaschig gebunden!

Er hat erzählt, dass er sehr früh aufstehen muss, um die Maschine anzustellen.

Wenn dann die Traktoren auf den Hof kommen und ihre Sachen anliefern, kommt alles in einen Trichter. Der ist im Boden eingelassen. Da werden die verschiedenen Getreidesorten, also Buchweizen, Roggen und so weiter reingeschüttet. Dann geht das hinauf über einen Elevator. Das ist so ein senkrechtes Förderband. Daran hängen kleinen Schaufeln, die sahen aus wie kleine Futterkrippen. Er hat das angestellt und es ging rasend schnell – bum, bum, bum.

Aber das Wichtigste an einer Mühle ist ja erst mal das Wasserrad!

Stimmt, Erika! Das Wichtigste ist, dass die Kraft vom Wasser genutzt wird. Das ist natürlich toll!

Da kommt also von ganz dahinten das Wasser an.

Von der Schwarza, das ist ein Nebenfluss der Lüder.

Das Wasser fließt unten am Rad vorbei, und so dreht sich das. Es bewegt sich durch den Wasserdruck. Das ist ja schwer, weil es aus Eisen ist. 

Der Durchmesser beträgt 5,40 Meter. Man nennt das ein unterschlächtiges Wasserrad, weil das Wasser unten an die Rippen von dem Rad dagegenfließt. Es gibt ja auch Mühlen, da läuft das Wasser oben drüber. Das ist dann ein oberschlächtiges Wasserrad. Alle Maschinen in der Mühle laufen mit der Energie vom Wasser. Der Herr Schnabel hat auch von Problemen berichtet.

Zum Beispiel wenn es gang ganz kalt ist.

Da frieren die Wassertropfen an dem Eisenrad fest. Da gehen die dann mit Werkzeugen dran ...

… und klopfen das Eis runter.

Genau! Aber nachts, wenn es am kältesten ist, ist das Rad ja sowieso immer abgestellt. Wie das Rad abgestellt wird, hat er uns gezeigt. Das ist so ähnlich wie bei einer Zugbrücke: Da gibt es so ein Rad, und wenn das gedreht wird, gehen die Schotten hoch oder runter. Wenn's nach unten gedreht wird, ist das Wasser gestoppt.

Ein anderes Problem gibt es im Sommer: Da ist zu wenig Wasser da. Das ist schlecht für den Betrieb.

Aber er hat erzählt, dass die Mühle noch nie ganz gestanden hat. So trocken war der Sommer noch nie. Aber manchmal müssen sie Strom dazugeben. Wir haben Herrn Schnabel gefragt, was man früher gemacht hat, wenn das Wasser nicht gereicht hat. Da hat er gesagt: „Früher war man nicht so hektisch.“

Stimmt, früher ging alles ruhiger.

Da hat man mit dem Schwallverfahren gearbeitet. Da staut der Müller das kleine Bächlein an, und wenn es genug angestaut ist, reicht das, um den Mühlenbetrieb für ein paar Stunden weiterzuführen. Da wurde im Sommer halt auch mal weniger gearbeitet. Und wenn es im Herbst wieder geregnet hat, lief es wieder rund!

Dann sind wir in die Mühle hineingegangen, in alle Stockwerke und in den Keller.

Innen drin treibt die Mühle mehrere Zahnräder an. Das nennt man ein Kammradgetriebe. Da habe ich auch noch die Zahlen im Kopf: Das erste Rad, also das Mühlrad, macht sieben Umdrehungen pro Minute. Weil das zu langsam ist für die Maschinen, ist ein zweites Rad daneben gebaut. Das ist kleiner und wird vom großen angetrieben. Weil es kleiner ist, dreht es sich schneller, mit 25 Umdrehungen pro Minute. Zuletzt kommt dann ein noch kleineres Rad dahinter, das dreht sich mit 120 Umdrehungen.

Aber warum ist das eigentlich so, dass sich das kleine Rad schneller dreht? Das täte mich wirklich mal interessieren!

Das ist schwer zu verstehen.

Wenn es angetrieben wird, läuft es auf jeden Fall entgegengesetzt. Das konnte man sehen.

Also die Leute, die das gebaut haben, die waren klug! Die Technik ist so von 1850 und funktioniert heute noch. Viele Maschinen sind nicht zum Mahlen, sondern erst mal zum Reinigen. Wenn die Bauern das Getreide anliefern, ist das ja nicht sauber. Das kommt mit Spelzen, Stroh, Staub und Steinchen an. Das muss da raus. Deswegen kommt das Getreide in den Aspirateur. Da sind Siebe drin, wo das Korn durchfällt und der Dreck hängen bleibt. Und mit Druckluft wird noch der Staub weggeblasen.

Dann geht's auf die Waage.

 

Das Kammradgetriebe: Aus langsam wird schnell

Das Kammradgetriebe: Aus langsam wird schnell

 

 

Gewogen wird es nach dem Saubermachen. Mit dem Abfall würde es ja mehr wiegen, und der Müller will dem Bauern für das Getreide ja nicht zu viel bezahlen!

Das wäre nicht so schön!

Danach geht die Reinigung weiter, und zwar im Trieur. Da werden Stoffe rausgefiltert, die kleiner sind als die Körner, also Sand und solche Sachen. Das will man ja auch nicht mitmahlen. Vor dem Mahlen muss das Getreide dann noch geschält werden.

In der Schälmaschine.

Die Schale wird abgescheuert. Dann endlich geht‘s zum Schrotgang. Das war eine Maschine mit zwei großen Scheiben aus Stein. Schwer wie Beton. Der oberste bewegt sich und der untere steht. Dadurch zerquetscht sich das Korn, es platzt auf.

Wir haben am Anfang mal auf so ein Korn draufbeißen dürfen. Wenn man das abbeißt, kann man innen drin das Weiße sehen, den Mehlkörper. Und genau um den geht es. Das ist das Mehl. Der wird komplett zerrieben. Es gibt auch den Walzenstuhl, da geschieht dasselbe zwischen zwei Walzen aus Stahl. Vielleicht ist das für andere Körner.

Jetzt ist das aber immer noch nicht ganz fein, also immer noch kein richtiges Mehl. Deswegen muss das durch den Plansichter. Wie soll ich das jetzt erklären? Der Plansichter ist wie so ein großer Container aus Holz, der ganz schnell hin und her rüttelt. Innen drin sind viele Reihen von Sieben, und durch das heftige Schütteln fällt das feine Mehl durch. Die schlecht gemahlenen Mehlkörper bleiben drin hängen und kommen wieder zurück zum Schrotgang bis sie wieder im Plansichter landen. Das geht so 25-mal hin und her, bis alles zu Mehl geworden ist. Dann wird es durchgemischt.

Der ganze Weg dauert so 14 Stunden. Und die Kleie, also der ganze Rest von Schalen und Hülsen, kommt in die Biogasanlage oder es wird damit gedüngt. 

Früher hatte man ja Geräte, da gingen auch ohne Strom. Wir hatten so eine Kaffeemühle. Durch das Drehen mit der Hand wurde der Kaffee immer feiner. Daran hat mich das erinnert.

Was lustig war: Der Herr Schnabel hat uns noch ein altes Bild gezeigt. Wo früher die Kleie hinten rauskam, hing eine Holzmaske. Die sah aus wie eine alte Hutzel. Die Maske hieß der Kleiekotzer. Durch das offenen Maul kam das alles raus, und mit der Maske wollte man die bösen Geister verscheuchen, damit die Tiere, die das gefüttert bekommen, davon nicht krank werden. Das war Aberglaube.

Nach der Führung sind wie in den Mühlenladen gegangen, wo sie ganz viele Sachen verkaufen, die aus dem Mehl gemacht wurden.

Vieles davon ist bio!

 

Der Mahlgang: Hier wird gequetscht

Der Mahlgang: Hier wird gequetscht

 

Richtungswechsel

Richtungswechsel

 

Bereit zum Abfüllen

Bereit zum Abfüllen

 

Alles wie früher

Alles wie früher

 

 

Auf der Heimfahrt haben wir im Auto das Lied gesungen:

„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp!

Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp, klapp!

Er mahlet das Korn zu dem kräftigen Brot,

und haben wir dieses, so hat's keine Not.

Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!“

 

Also wenn ich das so höre mit der Not, da denke ich an die armen Leute, die nichts zu essen haben.

Wenn wir den Müller nicht hätten, gäb‘s kein Brot und keine Brötchen.

Das ist schade, dass man im SeitenWechsel keine Musik abspielen kann.

 

Vielen lieben Dank, Herr Schnabel, dass Sie uns das alles so schön gezeigt haben. Es hat uns wirklich beeindruckt, was die Mühle alles kann. Die Mühle am Laufen zu halten, ist ein riesiger Aufwand, das haben wir gesehen. Aber betreibt sie bitte weiter! Ich hoffe, dass sie auch noch läuft, wenn wir in dreißig oder fünfzig Jahren noch einmal wiederkommen. Wir können Ihnen, liebe Leser, den Besuch bei der Stegmühle wirklich ans Herz legen.

 

Protokolliert von Arnulf Müller

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