Beste Freunde: Ich und Ich

Menschen arbeiten, Menschen gestalten Freizeit. Gut, dass wir nicht nur das eine oder das andere tun. Denn dann würde etwas auf der Strecke bleiben: wir selbst! 7 (x 2) Personen zeigen und erzählen etwas von ihrem täglichen Seitenwechsel.

Prof. Dr. Ludwig Schick, Bamberg
Erzbischof und mehr …

Meinen „täglichen Seitenwechsel“ mache ich ganz früh am Morgen: Nach einem Morgengebet – Dank an Gott für den erholsamen Schlaf und den geschenkten neuen Tag – ziehe ich meine Joggingschuhe an und gehe laufen, Tag für Tag. Die frische Luft, der Sauerstoff, der Schöpfungsatem und der Geist Gottes beleben mich und machen mich fit für den ganzen Tag. Beim Laufen bewegt sich vieles in mir: Oft kommen mir gute, gottgeschenkte Gedanken, die ich dann als Bischof der Diözese Bamberg und für die Weltkirche umsetzen kann.

Yvonne Dietrich aus Fulda
Berufsfeuerwehrfrau und mehr ...

Wenn ich meine Feuerwehrmontur anziehe, ändert sich nur das Aussehen. Ich bin privat genau so wie im Dienst: offen, aufgeschlossen, eigentlich immer gut gelaunt. Die Feuerwehrkleidung trage ich mit Stolz. Der Beruf gilt in der Bevölkerung als sehr vertrauenswürdig. Wenn ich das große Einsatzfahrzeug mit Blaulicht und Martinshorn durch Fulda fahre, machen die Autofahrer oft große Augen. Manche denken vielleicht: „Oh, Gott, das ist ja ´ne Frau und noch ´ne blonde dazu ...” Aber wer mich kennt, hat Respekt.

In der Freizeit gehe ich mit Freunden abends in die Stadt, oder ich treibe Sport. Das brauche ich, um diesen Beruf ausüben zu können. Natürlich gibt es Einsätze, die man nicht so leicht wegsteckt. Darüber wird aber gleich mit den Kollegen gesprochen. Ein paar wenige Gedanken daran nimmt man mit nach Hause. Aber in der Regel lege ich nach Dienstschluss den Schalter um und habe Freizeit.

Dominik Rech aus Margretenhaun
Servicekraft und mehr ...

In der Cafeteria des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums schmiere ich Brötchen. Wir verkaufen die Sachen. Ich geb das
Geld in die Kasse. Dann spülen wir ab, machen alles sauber, putzen noch mit Spülmittel. Ja, und das war´s eigentlich. Die Arbeit ist mir nicht zu viel. Das geht. Erschöpft bin ich schon, wenn ich von der Arbeit komme.

Da leg ich mich in mein Bett. Oder gehe an meinen Computer, spiele Spiele. Bei der Arbeit mache ich manchmal 4–5 Liegestütze. Abends auch. Da bleibe ich fit. Arbeit und Freizeit mach ich beides gern. In meiner Freizeit spiele ich Fußball und Tischtennis. Breakdance mache ich am liebsten. Vor allem zu Mickael Jacksons Moonwalk. Tanzen und Singen. Eigentlich bin ich ein Rapper. Dann mache ich auch Beatboxing.

Andreas Hoffmann aus Poppenhausen
IT-Geschäftsführer und mehr …

Als Geschäftsführer eines IT-Unternehmens sitze ich meist am Computer oder bin auf Geschäftsterminen. Da bin ich ruhig und kontrolliert. Zum Ausgleich brauche ich ein actionreiches Hobby. Irgendwann packte mich die Begeisterung fürs Mittelalter. Das Hobby ist richtig körperliche Arbeit: Autoanhänger beladen, Zelte aufbauen. Sogar das Anziehen: Die Ritterbekleidung wiegt über 10 kg. Irgendwann kommt dann dieser Cut. Dann bin ich für ein Wochenende „Andreas von Schwarzenfells“. In unseren Gewandungen sehen wir nicht nur anders aus, wir treten anders auf, lassen uns auch gerne mal gehen. Wenn ich zum Thema „Datenschutz“ Schulungen durchführe, geht das nicht. Das Smartphone habe ich dabei, das liegt versteckt im Zelt. Es kommt vor, dass ich einen Geschäftskontakt zurückrufe. Dass ich gerade in einem Ritterlager bin, erzähle ich nicht.

Oswald Henkel aus Mahlerts
Bio-Landwirt und mehr …

Ich bin Bio-Bauer aus Überzeugung. Das ist mein Leben. Eine Menge Tätigkeiten empfindet man nicht als Arbeit, man tut sie gerne. Das gibt Zufriedenheit. Wenn ich in Frankfurt vor der Börse unseren Verkaufsstand betreibe, begegne ich manchen Menschen, die sehr viel Geld verdienen, aber keine innere Zufriedenheit finden. Doch auch für die Landwirtschaft gilt: Je mehr auf Masse produziert wird, desto größer die Gefahr, sich im Hamsterrad zu drehen. Wir versuchen, uns dem Druck von außen zu entziehen und nicht um jeden Preis zu wachsen. Wenn unsere Auszubildenden den Hof verlassen, bekommen sie eine kleine Geschichte von Tolstoi mit auf den Weg: „Wie viel Erde braucht der Mensch?” Das sollte jeder Landwirt einmal gelesen haben. Einmal im Jahr nehme ich mir eine Auszeit: Dann gehe ich Wallfahren nach Vierzehnheiligen. Oft wandere ich auch zum Ausgleich mit meiner Frau auf die Milseburg.

Christoph Mangelsdorf aus Fulda
Jugendrichter und mehr …

Balance heißt für mich: in den Beruf Erfahrungen aus dem Privaten einfließen zu lassen. Um im Strafrecht menschliche Verhaltensweisen beurteilen zu können, muss man oft auf eigene Erfahrungen zurückgreifen und die Frage stellen: „Wie hätten ich oder ein Dritter reagiert?“ Balance heißt aber auch umgekehrt: Berufliches darf ins Private einfließen. Es gibt die schöne Aussage von Hanns Eisler: „Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch davon nichts.” Musik wird auch durch das geprägt, was nicht Musik ist, beispielsweise durch berufliche Erfahrungen. Eine offene Kommunikation ist also in der Musik wie im Gerichtssaal entscheidend. Diese Balance darf aber nicht zu einer Vermischung der beiden Bereiche führen. Im Gerichtssaal bin ich nur Richter, auf der Bühne nur Musiker.

Sarah Brähler aus Fulda
Gesundheits- und Krankenpflegerin und mehr …

Der Pflegeberuf ist in den letzten Jahrzehnten anspruchsvoller geworden: Wegen des höheren Alters der Patienten ist der Hilfebedarf sehr hoch. Es sind sehr viele pharmazeutische und medizinische Dinge zu berücksichtigen. Die Personaldecke ist relativ dünn, der Schichtdienst kostet Kraft. Das bekomme ich auch bei meiner Tätigkeit in der Stabstelle der Pflegedirektion mit. Manche kommen mit all dem besser klar, andere weniger. Ich selbst kann recht gut abschalten, was Patienten betrifft. Schlimmer ist es, wenn etwas Organisatorisches über längere Zeit nicht läuft. Das geht mir im Privaten eher nach. Wenn ich nach Hause komme, halte ich mich nicht lange auf, denn ich will zu meinem Pferd. Es ist noch jung, da muss ich viel Arbeit reinstecken. Das Pferd ist für mich der Ausgleich; da komme ich raus und blende alles andere aus.

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