Bruder Gabriel, was bedeutet für Sie Heimat?
"Heimat“ ist ein schwieriger Begriff. Aber zuhause bin ich dort, wo ich mit Menschen zu tun habe, die mir anvertraut sind. Der Ort hat etwas mit Begegnung, mit Beziehung zu tun.
Heimat ist ein fester Ort mit festen Menschen ‒ für mich aber immer auch mit einem festen Abschied verbunden.
"Heimat“ ist ein schwieriger Begriff. Aber zuhause bin ich dort, wo ich mit Menschen zu tun habe, die mir anvertraut sind. Der Ort hat etwas mit Begegnung, mit Beziehung zu tun.
Ich habe in Münster studiert. Der Ort mit dem Dom und allem Drum und Dran ist schön, aber ich kenne dort niemanden mehr, weil es so lange her ist. Von daher ist Münster kein Ort mehr, der mir wichtig ist. Wenn ich aber irgendwohin fahre, wo ich weiß, ich werde diesen oder jenen treffen, bekommt der Ort wieder eine Bedeutung. Ob das Rathaus an diesem Ort von 1624 ist, ist für mich nicht wichtig.
Heimat ist ein fester Ort mit festen Menschen ‒ für mich aber immer auch mit einem festen Abschied verbunden. Franziskus war Wanderprediger. Er zog von einem Ort zum anderen und sagte: „Unser Kloster ist die Welt.“ Er verließ sein Elternhaus und zog aus der Stadt, weil er zu den Armen wollte, zu den Aussätzigen und An-den-Rand-Gedrängten.
Jesus sagt: „Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Weil er weiterziehen musste. Aber beschrieben ist, dass er überall mit Menschen in Beziehung gekommen ist, geheilt und gepredigt hat.
Das Schwierige dieser Lebensform ist, dass ich immer wieder loslassen muss. Die Kontakte brechen dann ab. Das erfordert innere Stärke, auch weil ich mich immer auf Neues einstellen muss. Aber ich lerne ganz unterschiedliche Menschen kennen und stehe ständig vor neuen Herausforderungen. Für die Menschen vor Ort haben solche Wechsel auch Vorteile: Sie bewegen sich nicht in eingefahrenen Gleisen. Der Satz: „Das war aber immer so!“, müsste aus der Menschensprache gestrichen werden. Es war nicht immer so und wird nicht immer so bleiben. Es wird im Alter aber schwieriger, sich auf Neues einzulassen.
Meine leibliche Familie ist ein großer Anker für mich. Wo ich ebenfalls zu Hause bin, ist natürlich die Provinz, also die Brüder, meine Ordensfamilie.
Früher habe ich Jugendarbeit gemacht. Das war das Schönste, was ich machen konnte ‒ solange, bis ich ins Gefängnis kam und Gefängnisseelsorger wurde. Dann empfand ich: Das Schönste, was ich tun kann, ist Gefängnisseelsorge. Ich war aus ganzem Herzen im Gefängnis. Acht Jahre lang. Nun bin ich fast ein Jahr in Fulda bei antonius und glaube, dass ich hier wieder eine Heimat gefunden habe. Aber das wird nicht für die nächsten 50 Jahre sein. Ich werde immer weiterziehen.
Klar gibt es Orte, an denen ich lieber bin als an anderen. Am Kreuzberg kann ich auftanken und aus dem Alltag herauskommen. Schalke ist für mich so ein Ort, aber nicht nur wegen dem Fußball, sondern weil ich da Menschen treffe. In der Menschenmasse zu sein, hat auch was. Fußball und Spiritualität haben durchaus Ähnlichkeiten
Es kann sein, dass ich an der Bushaltestelle mit jemandem ins Gespräch komme. Oder bei Aldi an der Kasse. Dann ist das ein spiritueller Ort, weil mir in jedem Menschen Jesus begegnet.
Der einzige Ort, an dem ich nur für mich bin, ist das Auto. Wenn ich Auto fahre, ist das für mich, wie wenn Jesus auf den Berg geht, um zu beten. Das Auto ist meine Kapelle.
Ich stelle mir den Himmel wie einen Katholikentag oder Kirchentag vor. Nur, dass ich alle Leute mit Namen kenne und sie auch erkenne. Himmel ist für mich ein Ort der Begegnung. Wenn ich da nur für mich sitzen, mein Festessen mampfen und Halleluja singen müsste, wollte ich da nicht hin.
Der einzige Ort, an dem ich nur für mich bin, ist das Auto. Wenn ich Auto fahre, ist das für mich, wie wenn Jesus auf den Berg geht, um zu beten. Das Auto ist meine Kapelle.
Ich stelle mir den Himmel wie einen Katholikentag oder Kirchentag vor. Nur, dass ich alle Leute mit Namen kenne und sie auch erkenne. Himmel ist für mich ein Ort der Begegnung. Wenn ich da nur für mich sitzen, mein Festessen mampfen und Halleluja singen müsste, wollte ich da nicht hin.
Der einzige Ort, an dem ich nur für mich bin, ist das Auto. Wenn ich Auto fahre, ist das für mich, wie wenn Jesus auf den Berg geht, um zu beten. Das Auto ist meine Kapelle.
Ich stelle mir den Himmel wie einen Katholikentag oder Kirchentag vor. Nur, dass ich alle Leute mit Namen kenne und sie auch erkenne. Himmel ist für mich ein Ort der Begegnung. Wenn ich da nur für mich sitzen, mein Festessen mampfen und Halleluja singen müsste, wollte ich da nicht hin.
Ich versuche trotz der großen Variabilität meines Lebens dort, wo ich bin, ganz und fest zu sein. Für eine bestimmte Zeit. Dann kommt etwas anderes. Die Franziskaner haben so einen Rhythmus zwischen sechs und neun Jahren. Das ist ein guter Rhythmus. Wäre ich zwanzig, dreißig Jahre am selben Ort, würde mir nichts Neues mehr einfallen. Es braucht immer wieder frisches Wasser. Wenn man zu lange an einem Ort ist, wird man innerlich träge, auch geistig.