„Das ewig alte Lied !" - Editorial

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer und Frauen von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“
Das ist doch mal eine Ansage. Ein wahrlich gelungener Auftakt in das neue Heft, das sich endlich einmal an Jugendliche richtet. Ich kann die Vertreter der Generationen fast vor mir sehen, wie sie sich gegenüberstehen. Die Alten auf der einen Seite, die Jungen auf der anderen. Aus der einen Ecke tönt es: „Richtig so, das musste wieder einmal gesagt werden!“ Aus der anderen Ecke schallt es zurück: „Das ewig alte Lied! Wie lange sollen wir uns das noch anhören?“
Dazwischen wenig. Dabei gibt es doch zurzeit (über)lebenswichtige Herausforderungen, die unbedingt den offenen Dialog zwischen den Generationen bräuchten: Der Klimawandel, die Radikalisierung unserer Gesellschaft, aktuell die Solidarität in Zeiten viraler Bedrohung: Sie können die Liste sicherlich um einige Themen ergänzen. Es wird nicht reichen, zur Bewältigung darauf zu verweisen, dass früher alles besser war. Vor allem die Jugend.
Jetzt mal Hand aufs Herz: War früher wirklich alles besser? Eher nicht! Wir waren nur jünger. Ja. Und trinkfester. Mit Sicherheit. Wir dürfen uns doch nicht wundern über die heutige Jugend. Wer gibt ihnen denn die Vorlage zum Sein?
Zwar tritt der Generationenkonflikt heute längst nicht mehr so deutlich in Erscheinung wie noch in der Vorgängergeneration, aber ein wirkliches Verständnis der Alten für die Jungen und umgekehrt ist nicht entstanden.
In unserer eher mittelalten Redaktion waren wir uns schnell einig, dass es doch schön wäre, wenn der SeitenWechsel auch für jüngere Leser attraktiv wäre. Wir sind aber auch genauso schnell darauf gestoßen, dass wir noch nicht einmal die Sprache verstehen, die die Digital Natives zur Verständigung untereinander nutzen – ganz zu schweigen von der Ganztagsnutzung ihrer Smartphones, mit denen sie wie mit einer Nabelschnur verbunden scheinen.
In diesem Heft sollen sie auch selbst zu Wort kommen. Erfahren Sie, wie sich das Leben für Jugendliche heute anfühlt. Was sie treiben, was ihnen wichtig ist, wofür sie sich einsetzen.“   Und welche Rolle die Technik dabei spielt. Sie werden sehen, dass entgegen vieler Vorurteile das Leben für die Jungen immer noch mehr ist als der verschwommene Rand rund um den Handybildschirm.
Und bevor ich es vergesse: Das Eingangsstatement stammt nicht von einem ältlichen, ewig gestrigen Zeitgenossen. Aristoteles – Philosoph und Lehrer Alexanders des Großen – hat das bereits vor mehr als 2000 Jahren von sich gegeben. Ein wirklich altes Lied. Es ist an der Zeit, einen Seitenwechsel vorzunehmen. Viel Neues könnten Sie erfahren. Wenn das Heft dazu den einen oder anderen Anstoß gibt, freuen wir uns.

 

Bleiben Sie gesund

Ihr Hanno Henkel mit dem Redaktionsteam

 

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