Der SeiteWechsel-Filmtipp

Liebe mit Hindernissen:

Martin und die junge Gabrielle singen gemeinsam in einem Chor. Aus anfänglicher Sympathie wird bald Liebe, und genau hier könnte die Geschichte auch schon enden. Wäre der Chor nicht Teil einer Therapiegruppe, würden dort nicht nur Menschen mit Behinderung singen und wäre die Liebe zwischen ihnen kein Tabu.

Gabrielle hat das Williams-Beuren-Syndrom. Die junge Frau liebt die Musik und steckt andere mit ihrer Lebensfreude an. Sie und Martin entdecken ihre Liebe zueinander auf eine unbekümmerte, fast schon kindliche Art. Ihre anfängliche Glückseligkeit erfährt jedoch ein jähes Ende, denn Teile ihres Umfelds dulden sie nicht.

Martin ist ein erwachsener Mann, doch seine Mutter behandelt ihn wie ein Kind. Sie spricht den beiden pauschal ab, zu wissen, was Liebe ist und wie man mit ihr umgeht. Speziell mit Martins aufkeimender Sexualität hat sie große Probleme. Sie reißt daher ihren Sohn aus der Chorgemeinschaft und verbietet ihm den Kontakt zu Gabrielle: keine Treffen, keine Telefonate. Die beiden Liebenden drohen daran zu zerbrechen. Doch Gabrielle entdeckt durch ihre Trauer und Wut schon bald ihre kämpferische Ader. Sie möchte nicht mehr im betreuten Wohnen leben, sondern sich selbstständig eine gemeinsame Zukunft mit Martin aufbauen. Mit aller Kraft versucht sie, ihrem Umfeld zu beweisen, dass sie ihr Leben ohne fremde Hilfe bestreiten kann, und verrennt sich verzweifelt in diese Idee.

„Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe“ ist ein Film fürs Herz, ohne kitschig zu wirken. Die Atmosphäre stimmt, die Charaktere sind glaubwürdig. Kein Wunder: Den Chor und das Kulturzentrum in Montreal gibt es wirklich. Die kanadische Filmemacherin Louise Archambault war auf die Einrichtung aufmerksam geworden, in der Menschen mit Behinderung singen und schauspielern. Hier lernte sie auch die Hauptdarstellerin Gabrielle Marion-Rivard („Gabrielle“) kennen, die tatsächlich das Williams-Beuren-Syndrom hat. Auch der Großteil der anderen Schauspieler mit Behinderung musiziert dort regelmäßig. Authentischer geht es nun wirklich nicht.

Jens Brehl

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