Jenseits der Wahrheit

Was passiert wirklich am Frauenberg? Müssen die Franziskaner jetzt doch ausziehen? Ist das tatsächlich Lamm in der Wirsingrolle?

Guildo Horn im SeitenWechsel: Das ist doch ein Fake, oder? Und der ist zum Bundespräsidenten gewählt worden? Im postfaktischen Zeitalter gibt es kaum noch Gewissheiten. Immer mehr Menschen glauben kritiklos, was sie glauben möchten. Und diejenigen, die sich damit nicht abfinden wollen, zweifeln aus Prinzip an allem und jedem. Beides kann man derzeit auf den großen und kleinen Bühnen der Welt beobachten. Von Eichenzell über den aktuellen Bundestagswahlkampf bis hin zu den USA: alles im postfaktischen Wahn. Postfaktisch – Das Wort hat alles, was man zur Wahl eines Unwortes braucht. Obwohl es nichts sagt, ist es in aller Munde. Wenn es überhaupt etwas sagt, dann etwas sehr Banales: Dass nämlich jede Information, die ein Mensch aufnimmt, immer auch eine emotionale Qualität aufweist. Das ist der Funktionsweise des menschlichen Gehirns geschuldet: Auch der trockenste Sachverhalt kommt emotional gefärbt zu Bewusstsein. Vielleicht fällt es uns auch deshalb manchmal schwer, sachlich zu bleiben. Um Sachlichkeit muss man sich eigens bemühen. Sachlichkeit kostet Kraft. Viel lieber lassen wir uns von Emotionen mitreißen. Und genau dies machen sich dubiose Meinungsmacher in den neuen Medien zunutze. Entlarvt wird das Treiben dieser postfaktischen Schurken, wenn man sich die englische Übersetzung des Unwortes ansieht. Auf der Insel heißt es: post truth – jenseits der Wahrheit. Da kommen wir dem Kern näher. Jenseits der Wahrheit bewegt sich auch das Geschwätz von den „alternativen Fakten“. Wir leben also nicht im postfaktischen Zeitalter; wir werden schlicht belogen. Auf diese Seite sollten wir auf keinen Fall wechseln! Was wir tun können? Zumindest dies: Besonnen bleiben und sich dem inneren Zwang widersetzen, alles und jeden kommentieren zu müssen. Verzichten wir einfach mal aufs Liken, ebenso aufs Disliken. Vertrauen wir seriösen Medien. Dem SeitenWechsel zum Beispiel. Ach ja, damit auch dort wahr bleibt, was wahr ist, noch einige Richtigstellungen: Natürlich bleiben die Franziskaner, wo sie seit Jahrhunderten hingehören: auf dem Frauenberg. Die Kooperation mit antonius – Netzwerk Mensch soll ja den Verbleib des Ordens in Fulda möglich machen. Ob Lamm in der Wirsingrolle ist, liegt ausschließlich an Ihnen und daran, ob Sie Ihrem Metzger vertrauen können. Und natürlich war Guildo Horn kein Kandidat fürs höchste Staatsamt. Aber er war tatsächlich Gast der SeitenWechsel-Redaktion – ein interessanter zudem!

Also immer schön bei der Wahrheit bleiben. Auch postfaktisch betrachtet ist das die bessere, weil menschliche Alternative.

In diesem Sinne eine spannende Lektüre

Ihr Hanno Henkel & das Redaktionsteam

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