Komm auf meine Couch

Von Anna-Pia Kerber

Um die Welt zu verstehen, muss man sie sich ansehen. Dafür werden wir keinen Hochglanzkatalog in die Hand nehmen, kein Hotel und keine Pension buchen. Wer einzigartige Erfahrungen machen will, kann bei Fremden auf der Couch schlafen, Farmern zur Hand gehen oder in einer Privatwohnung nächtigen … Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten ist beinahe grenzenlos.

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Airbnb 

Bei Airbnb mietet man sich mittels einer Onlineplattform in die private Unterkunft einer anderen Person ein. Wer sich dafür entscheidet, sollte wissen: Hier gibt es verschiedene Arten des Zusammenlebens. Entweder stellt der Host, also der Gastgeber, eine komplette Wohnung mit Küche und Bad zur Verfügung oder man mietet ein Schlafzimmer und teilt sich mit ihm den Wohn- und Essbereich.

Airbnb wird in nahezu jedem Land auf der Welt angeboten und ist derzeit sehr beliebt, sodass es neben dem Originalanbieter Airbnb, dem die ganze Sparte ihren Namen verdankt, inzwischen auch andere Onlineplattformen mit ähnlichem Angebot gibt. Wer über eine solche Onlineplattform bucht, muss darauf achten, keine Absprachen außerhalb der Plattform einzugehen.

Allerdings ist Airbnb in den vergangenen Jahren in vielen Ländern stark in Kritik geraten. Viele Einheimische beobachten die private Vermietung von Wohnungen skeptisch. Auf der einen Seite leiden offizielle Pensionen und Hotels unter dem Angebot, weil Airbnb unschlagbare Preise anbietet. Auf der anderen Seite treibt das Angebot die Mieten in den Städten in die Höhe: Wer es sich leisten kann, eine Zweitwohnung im Stadtzentrum zu halten und Reisenden anzubieten, der kann über Airbnb sehr viel mehr einnehmen, als wenn er die Wohnung regulär vermieten würde. Dieses Missverhältnis hat dazu geführt, dass sich zum Beispiel in Lissabon Graffiti und Plakate offen gegen Airbnb aussprechen.

 

 

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Sprachreise 

Wer sich auf Reisen weiterbilden will, kann eine Sprachreise buchen. Dabei wohnt man bei privaten Familien und erhält jeden Tag Sprachunterricht an einer Schule oder von einem Privatlehrer. Im Gegensatz zur Schule kann man auf diese Weise eine Sprache alltagsnah und lebenspraktisch erlernen. Die Kommunikation mit der Gastfamilie ist deutlich einprägsamer: Wer das gemeinsame Kochen, Essen und Leben in einer fremden Sprache erlebt, dem fällt es sehr viel leichter, assoziativ zu denken und sich Vokabeln zu merken. Eng damit verknüpft sind die jeweiligen Landesgewohnheiten, Sitten und Gebräuche – Dinge, die einem der Schulunterricht im eigenen Land kaum vermitteln kann. 

 

 

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Couchsurfing

Beim Couchsurfing übernachtet der Gast direkt in der Wohnung des Gastgebers – eben auf der Couch. Das Grundprinzip von Couchsurfing ist der Austausch von Gastfreundschaft: Wer sich beim Couchsurfing anmeldet, sucht entweder eine Bleibe oder möchte sein eigenes Zuhause anderen Reisenden anbieten. Die Gastgeber ermöglichen auch oft Stadtführungen, individuelle Tipps oder Einladungen zu Partys. Couchsurfing ist kostenlos und bietet oft Familienanschluss und neue Freunde.

Bereits im Jahr 2004 in San Francisco gegründet, zählt die Internet-Plattform inzwischen über zehn Millionen Mitglieder. Im Gegensatz zu Airbnb
ist Couchsurfing kostenlos, dafür ist es meist weniger komfortabel. Wer zwischendurch auch einmal Ruhe braucht, für den ist Couchsurfing nur bedingt zu empfehlen. Gastgeber gibt es aus allen Gesellschaftsschichten und Berufen, und natürlich kann es auch passieren, dass man sie aufgrund ihres Jobs kaum zu Gesicht bekommt.

 

 

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 Wwoof

Wer den Lebens- und Arbeitsalltag eines Landes authentisch erfahren möchte und sich nicht scheut, selbst anzupacken, für den ist WWOOF eine schöne Option. WWOOF – World Wide Opportunities on Organic Farms bietet die Möglichkeit, auf Biofarmen, Höfen oder Ranches zu arbeiten. Nicht bezahlt, sondern für Kost und Logis – und unvergesslichen Erlebnissen mit Wwoofern aus aller Welt. Wer wwooft, kann Glück haben und ein leichtes Leben auf wunderschön gelegenen Ranches führen, wo man höchstens drei bis vier Stunden am Tag arbeiten muss. Ob Pferderanch in Amerika, Schaffarm in Norwegen oder Getreidebauer in Russland – jeder Wwoof-Aufenthalt steht und fällt mit dem jeweiligen Gastgeber.

 

 

 

Hotels und Ferienwohnung sind schön und gemütlich, aber für den Reisefreund gibt es noch viel mehr da draußen. Alles, was man dafür mitbringen muss, ist ein wenig Offenheit. Garantien gibt es allerdings keine. Gerät man beim Wwoofen an einen ungerechten Farmer, der dem Gast zu viel Arbeit zumutet, gibt es nicht immer sofort die Möglichkeit zu gehen. Manchmal liegen Farmen weit abseits und man ist zunächst auf sich allein gestellt. Daher empfiehlt sich Wwoofen nicht unbedingt für Minderjährige, die zum ersten Mal allein ins Ausland gehen. Beim Couchsurfing kann man an Gastgeber geraten, die die Plattform beispielsweise als Flirtgelegenheit missverstehen. Es kann mitunter hilfreich sein, den Gastgeber vorher anzurufen – auch wenn es einem in der fremden Sprache schwer fällt. 

Andererseits sollte man sich sein Grundvertrauen in die Gastgeber – und die Menschen im Allgemeinen – bewahren. Denn ganz gleich, wohin einen die Reise auch führt, überall kann man Hilfe und Wohlwollen finden. Und wie der Schriftsteller und Künstler Doug Coupland es formulierte: Abenteuer ohne Risiko ist Disneyland.

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