„Lieber im Stall als im Dreck“

Drei Frauen möchten den Stall mit keinem anderen Arbeitsplatz eintauschen. Weil ihr Herz an Tieren hängt. „Weil Tiere gut zu uns sind, müssen wir auch gut zu Tieren sein.“

Chantal Reich, 29 Jahre. Nach einem schlimmen Ereignis geht es ihr jetzt wieder besser. Sie arbeitet auf dem Antonius-Hof. Ihre Welt ist der Schweinestall.

„Es gibt immer Menschen mit stärkeren Persönlichkeiten, die die Schwächeren unterbuttern. Das find ich eigentlich nicht in Ordnung. Ich mein, mir ging’s ja mal ‘ne Zeit lang nicht anders. Ich war im Rollstuhl und musste alles wieder selbst lernen.“

„Tiere sind ja auch in Gruppen, gerade die weiblichen, da gibts halt Zankereien. Viel vom Futter her.

Und dann auch die Schwächeren. Wenn ich seh, dass da ein Schwein von den anderen getriezt wird, geh ich dazwischen. Letztens haben die anderen ein Schwein richtig fertiggemacht, und dann bin ich zum Martin, und der hats in eine andere Box verlegt.“

„Wie die schmatzen!“
„Komm mal her, 96, komm! Bist ja voller Stroh!“

„Die haben immer nur Nummern. Einen Namen hatte nur der Eber. Die Schweine gehen ja wieder weg zum Schlachten.“

„Ich krieg halt nur mit: Sie leben – und wenn sie in den Transporter gepackt werden, weiß ich sowieso, dann werden sie geschlachtet. Wir arbeiten hier, und wir sind alle Fleischesser. Ja, und deswegen weiß ich nicht. Solang ich das nicht mitkrieg, kann mir das auch egal sein. Aber leicht ist es wirklich nicht.“

„Ich weiß noch, wir hatten einen Eber, den Otto. Ich hab so an ihm gehangen. Aber der wurde nicht geschlachtet, der ist ja in ein Altersheim gekommen. Stimmt´s? Hat der Martin mir gesagt. Ich hab so an dem gehangen. Der war so cool. Der hat den Kopf immer da auf meine Schulter gelegt. Ich hab immer mit dem geredet.“

„Die Bucht hier ist viel zu klein für die drei Tiere. Wir haben noch andere Buchten, die sind dann größer. Ich achte schon darauf.“

„Meistens steht die Arbeit im Vordergrund, da hat man kaum die Zeit, noch viel mit denen zu spielen. Aber es gibt manche Tiere, wo man merkt, die brauchen das schon, die Zuneigung und so.“

„Wonach gucken wir beim Foto vom Schwein? Nur nach dem Fleisch oder nach der Schönheit der Tiere? Das sind ja zwei Paar Schuhe, oder?“

„Der Winter war echt total schlimm. Ich hab gedacht, mir frieren die Hände ab, brechen mir ab. Ich hatt zwei Paar Handschuhe an. Ich hab schon Angst vor dem nächsten Winter – hoffe halt, dass der Frühling und der Sommer etwas länger bleibt.“

Petra Nettelbeck, 43 Jahre. Nach 23 Jahren in der Gärtnerei arbeitet sie nun auf dem Antonius-Hof. Ihre Welt ist der Kuhstall.

„Die Gärtnerei hat mir nicht mehr gefallen. Da hab ich gedacht: Ich muss Landwirtschaft probieren. Jetzt geht´s mir gut, jetzt lach ich wieder.“

„So ist es. Lieber im Stall als im Dreck!“

„Um 6.00 Uhr treib ich die Kühe zum Melkstand hin. Dann im Stall die Betten machen. Die Scheiße raus und so. Und dann füttere ich die Kälber.“

„Wenn man Tiere vergisst, dann brüllen sie dir die Ohren voll.“

„Ich hab eins, die Ronja heißt, die ist mein Lieblingskalb. Die ist draußen im Iglu-Stall. Den Namen Ronja hab ich ihm gegeben. Die Ronja ist schön. Und bockig. Das ist nicht jede. Die ist wirklich bockig. Ich streichel die schon immer. Die ist halt wild.“

„Ronja, komm mal raus da! Ihr nicht! Komm mal her, Ronja, Süße! Das ist die Ronja. Au, das war mein Fuß! Ronja ist die Jüngste. Ist gut, Ronja! Ich will sie auch nicht zwingen. Einen weißen Kopf hat die und einen dunklen Fleck. Die haben alle keine Lust heut. Die wundern sich: Warum ist die Petra schon wieder da?“

„Ich glaub, da muss ich mit dem Nuckel-Eimer ankommen. Die nuckeln mir dann auch mal an die Hände. Die Ronja will wieder nicht. Ich will die auch nicht zwingen. Das machen die meisten Leute hier. Mach ich nicht. Wenn die nicht wollen, wollen die nicht. Ich bau jetzt einen Nuckeleimer auf.“

„He, keine Randale hier! Na gut, dann geb ich allen dreien den Nuckeleimer. Ich hab keine andere Wahl. Da gehen die alle dran. Da ist Tee drin. Normal trinken die ja Milch. Aber ich kann jetzt keine kalte Milch geben, dran kriegen die Scheißerei.“

„Ja, das Schlachten. Hat mir am Anfang irgendwie leidgetan. Gewöhnungssache. Ich hab eine Kuh, die ich vorhin gestreichelt hab. Da grausts mir schon, wenn die in das Schlachthaus kommt. Da ist auch ein Jungkalb, das heißt Hans sogar, der ist wirklich ein Knuddelvieh, den kannst du knuddeln, wie du willst. Und der ist so einen Kopf größer wie ich. Schade.“

„Kälte mag ich nicht.“

Jenny Kress, 25 Jahre. Sie arbeitet seit 7 Jahren in einem Partnerbetrieb des Antoniusheims, der Reitschule Ursula Höhler (am Bauernhof Hahner in Künzell). Ihre Welt ist der Reitstall.

„Als kleines Kind war schon mein Traum, was mit Pferden zu machen. Früher bin ich auch schon geritten. So bin ich auf Pferde gekommen.“

„Ich hab vorher in der Bäckerei gearbeitet. Da war ich ständig krank. Hier bin ich an der frischen Luft. Die Umgebung tut mir gut.“

„Dainty ist mein Lieblingspferd. Richtig heißt sie Dainty Princess. Sie hat manchmal ihren eigenen Kopf, so ist sie aber lieb, lässt sich schön reiten.“

„Für die Schüler mach ich die Pferde zurecht, entweder mit Sattel oder mit Gurt. Das ist ein Voltigiergurt für die Therapiekinder, der wird dann darauf gemacht. Anderen Reitschülern helfe ich beim Satteln, wenn sie Hilfe brauchen. Ich muss die Pferde aus dem Stall auf die Koppel bringen, Pferde austauschen, ihnen Stalldecken anziehen und Pflege machen.“

„Der Fortuna geb ich immer Extrafutter. Das Fell und auch der Körperbau sind nicht mehr so gut. Da kriegt die einen Becher Bierhefe dazu und einen halben Becher Mineralfutter. Das wird mit kochendem Wasser vermischt, dann quillt das eine Viertelstunde. Wenns abgekühlt ist, bekommt sie das.“

„Am Anfang war‘s schon stressig. Da gab‘s Tage, wo ich was vergessen hatte, weil‘s so viel war. Da hab ich mal ein Pferd falsch gesattelt, da sollte der Gurt dran. In der Fasanerie hatte ich am Anfang Schwierigkeiten, 15 Pferde auseinanderzuhalten. Das war ein Problem, die ganzen Namen im Kopf zu behalten. Ich hab mir gedacht, das kriegst du schon hin. Dass ich aufhöre, kam mir nie in den Sinn.“

„Ich gehe ruhig auf die Pferde zu, ich mach keinen Stress, das macht sich beim Pferd dann auch bemerkbar. Ich bin ruhig, und dann sind die Pferde auch ruhig. Selten, dass es mal nicht klappt.“

„Hab auch schon Goldmedaillen gewonnen in der Voltigiergruppe des Antoniusheims, bei den Special Olympics. Da war ich schon in Berlin und Hamburg. Dieses Jahr geht´s nach München.“

„Ich hab das kleine Hufeisen gemacht, das waren theoretische Sachen, wie Pferde gehalten werden, worauf man achten muss, auch beim Tierarzt. Das große Hufeisen würde ich auch gerne machen. Da muss man über kleine Cavalettis springen und Dressur machen. Mein Ziel ist, da Erfolge zu haben.“

„Ich habe auch zu anderen Tieren ein gutes Verhältnis, auch zu Hunden und Katzen.“

„Was ich nicht so gern mache, das macht ja keiner gern, ist das Äppel-Entfernen. Aber das gehört dazu.“

„Im Winter guck ich, bevor ich gehe, dass die Pferde alle ihre Stalldecken anhaben. Man muss sich selbst halt dicker einpacken, aber es macht genauso Spaß.“

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