Normale Nudeln kann jeder
Die Schule ist aus, der Ranzen fliegt in die Ecke: „Was gibt´s zu essen?“ Viele Mütter fürchten diese Frage: Erst studieren sie Rezepte, stehen dann ewig am Herd und ernten zuletzt lange Gesichter.
Doch solche Erfahrungen machen auch kreativ. Als Hildegard Sauer die neue Nudelmaschine sieht, die für die Lebensmittelproduktion im Antoniusheim angeschafft werden soll, ist ihr sofort klar: Da dürfen nicht nur geschmacksneutrale Penne, Spaghetti oder Fusilli rausquellen! Das Ganze muss eine unverwechselbare Geschmacksrichtung bekommen. Wie genau sie auf Schokonudeln gekommen ist, weiß die pädagogische Fachkraft der Backstube nicht mehr. Aber ihre Erfahrungen als Mutter spielen eine Rolle. Kinder essen eben gern Süßes.
Doch einfach Schokokrümel in den Nudelteig kippen, genügt nicht. Die Experimentierphase dauert ein ganzes Jahr. Das Rezept muss erst entwickelt werden; die Sache erweist sich als anspruchsvoll, viele Varianten werden wieder verworfen. "Wir haben mit Weizenmehl angefangen, zum Schluss war es Weizengries." Das genaue Rezept hält Frau Sauer jedoch unter Verschluss. „Man darf wissen, dass Kakao drin ist, brauner Rohrzucker und Weizengries vom Antoniushof. Alle Zutaten sind bio, das ist klar. Aber wir haben auch eine schokoladige Zutat drin, die werde ich nicht verraten. Ein kleines Geheimnis muss ja auch bleiben.“
Bei der Herstellung der Schokonudel fallen sehr viele Arbeitsschritte an, die die Mitarbeiter fast selbstständig durchführen können. Die meisten haben ein Maschinen-Zertifikat erworben, denn so eine Nudelmaschine ist nicht ohne. Andere kleben Etiketten auf Tüten und wiegen die richtige Menge auf einer besonderen Waage ab. Wie bei einer Ampel signalisieren bunte Lichter: „zu viel“, „zu wenig“ oder „genau richtig“.
Und was passt nun zu Schokoladennudeln? Zunächst ist es eine schöne Nachtischvariante, ganz einfach mit Vanillesoße und Semmelbröseln oder mit einem Fruchtmus. Aber auch als Hauptgericht mit frischem Obst als Beilage wird ein Schuh daraus. Und ein schöner roter Likör darüber macht die Sache auch für den Papa akzeptabel. Die gesunde Variante wäre, vorher eine Suppe oder einen Vorspeisensalat zu reichen. Mit der Aussicht auf Schokonudeln kann man die Kinder gut davon überzeugen, auch einmal Salat zu essen.
Außer Schokonudeln sind auch Tomaten- und Zitronennudeln im Sortiment. „Normale Nudeln kann jeder“, scherzt Frau Sauer. Aber funktionieren solche alternativen Rezepturen wirklich? Vor allem Zitronennudeln? „Ja. Wir bieten sie mit Fischfrikasse und Lachssauce an. Oder mit Dillsauce. Tomatennudeln wiederum sind eine gute Variante für Vegetarier, z.B. mit Käsesoße und Rucolasalat.“
Na dann: Guten Appetit!
Ach so: Wie sieht´s mit der Zubereitung aus? Im Grunde wie bei allen Nudeln: 5–7 Minuten kochen, am besten al dente, dann kurz in kaltem Wasser abschrecken und in Butter schwenken. Aber aufgepasst: Die Schokonudel wird nicht in Salz-, sondern in Zuckerwasser gekocht. Logisch, eigentlich.