Partnerbetriebe von antonius

Von Katrin Schulte-Lohmöller, Foto: Katrin Schulte-Lohmöller

Inklusive Arbeitsplätze werden in der heutigen Zeit immer noch abgewertet. Das kann nicht sein, findet Ulrich Kremer, Geschäftsführer von Alexander Schleicher Segelflugzeugbau. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Steffen Teutloff stellt er gelungene Inklusion in der Arbeitswelt vor.

 

 

Alexander Schleicher Segelflugzeugbau – Wir Spielen nicht Arbeit

„Auch nach so vielen Jahren finde ich meinen Arbeitsplatz faszinierend. Diese großen Segelflugzeuge sind einfach sehr beeindruckend“, erzählt Steffen Teutloff. Bereits seit über neun Jahren arbeitet er als Hausmeisterhelfer bei Alexander Schleicher Segelflugzeugbau in Poppenhausen. Und das ist nicht der erste Beruf des 45-Jährigen. Mit Anfang zwanzig entschied er sich für eine Tätigkeit auf dem antonius Hof. Insgesamt 14 Jahre lang arbeitete er in Haimbach und lebte in dieser Zeit in einer Wohngruppe von antonius. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gerne etwas anderes machen möchte. Das habe ich mit meiner Assistentin von antonius besprochen und im Jahr 2008 ergab sich die Möglichkeit, beim Segelflugzeugwerk Alexander Schleicher ein Praktikum zu machen.“ – „Das war der Startschuss für unsere langjährige Zusammenarbeit“, ergänzt Ulrich Kremer, der zusammen mit seinem Bruder Peter Kremer das Unternehmen leitet. „Es hat einfach sehr gut gepasst.“ 

Steffen Teutloff (Mitte) mit Stephanie Müller-Gerst und Ulrich Kremer in der Werkshalle

 

Das mittelständische Familienunternehmen setzt bereits seit seiner Gründung 1927 auf inklusive Arbeitsplätze für Menschen aus der Region. „Für uns ist das völlig normal“, erklärt Kremer. „Jeder hat die gleiche Chance verdient, sich auf dem Arbeitsmarkt auszuprobieren. Gemeinsam schauen wir dann, welche Tätigkeit geeignet ist.“ So habe es schon der Seniorchef Edgar Kremer gemacht. Er war es auch, der Teutloff vom ersten Tag an als Ansprechpartner zur Seite stand. Und noch heute schaut der 82-Jährige regelmäßig im Unternehmen vorbei, um sich mit seinem Mitarbeiter auszutauschen. „Wenn sich ein Unternehmen für einen inklusiven Arbeitsplatz entscheidet“, ergänzt Ulrich Kremer, „dann ist es unglaublich wichtig, dass der Chef oder der Vorgesetzte voll und ganz dahintersteht und zur Not auch einschreitet, wenn es Gesprächsbedarf mit den Mitarbeitern gibt. Denn alle Mitarbeiter sind Teil des großen Ganzen – unabhängig von der Tätigkeit des einzelnen.“ Diese Einstellung ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Doch immer wieder werde der Geschäftsführer mit Vorurteilen gegenüber inklusiven Mitarbeitern konfrontiert. „Ich kann einfach nicht verstehen, warum die Arbeit von Menschen mit einer Behinderung heutzutage immer noch abgewertet wird. In unserem Unternehmen setzen wir ein klares Zeichen dagegen. Genauso ist es mit der Tätigkeit von Herrn Teutloff. Seine Arbeit ist ein wichtiges Rädchen im gesamten Produktionsprozess.“ 

 

Als Hausmeisterhelfer übernimmt Teutloff alle anfallenden Reinigungs- und Ordnungsaufgaben in den Werkshallen. „Wenn ein Kollege Hilfe braucht, dann springe ich auch immer gerne ein“, erzählt er. „Mir macht es Spaß und ich fühle mich sehr wohl im Team. Deshalb habe ich mich 2010 auch dazu entschieden, von Fulda nach Poppenhausen zu ziehen.“ Dabei steht ihm seine Assistentin Stephanie Müller-Gerst zur Seite. Sie ist die Leiterin des Projekts ‚Leben und Arbeiten in Poppenhausen‘. „Meine Aufgabe ist es, Menschen mit einer Behinderung in allen Lebenssituationen zu begleiten und zu unterstützen, damit sie ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben führen können.“ In Poppenhausen gibt es insgesamt neun Partnerbetriebe, mit denen die 60-Jährige zusammenarbeitet. „Dabei geht es nicht um Pseudoarbeitsplätze, sondern um vollwertige Arbeitsstellen, durch die jeder gewinnt“, betont Müller-Gerst.

Oftmals seien es Vorurteile oder Ängste, die Unternehmen davon abhalten, Menschen mit einer Behinderung einzustellen. In Gesprächen werde dann aber schnell klar, dass Betriebe ausreichend Unterstützung bei der Einrichtung von inklusiven Arbeitsplätzen erhalten. „In der Regel reicht ein 14-tägiges Praktikum, um sich besser kennenzulernen. Während dieser Zeit bin ich vor Ort und spreche mit den Mitarbeitern“, erklärt die Leiterin ‚Leben und Arbeiten in Poppenhausen‘. Diese begleitete Kennenlernphase sei nicht nur für das Unternehmen hilfreich. Immer wieder mache sie die Erfahrung, dass der Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt eine große Hürde für Menschen mit einer Behinderung darstelle. „Meine Aufgabe besteht darin, beiden Seiten die Ängste zu nehmen und für einen reibungslosen Einstieg in die Berufstätigkeit zu sorgen.“ Und dass sich dieser Schritt lohnt, kann Ulrich Kremer gerade auch mit Blick auf Steffen Teutloff nur bestätigen. Denn inklusive Arbeitsplätze, davon ist der Unternehmer überzeugt, bringen neue Sichtweisen in den Betrieb und sind eine Bereicherung für alle Mitarbeiter.

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