Pionier in Sachen Bio-Bier

Unsere Region ist um eine kulinarische Attraktion reicher, denn seit kurzem sorgt ein neues Bier für wahre Gaumenfreuden.

 Frohe Naturen schon vor dem ersten Schluck

Frohe Naturen schon vor dem ersten Schluck: Guardian Claudius Groß, Braumeister, Klaus Metzger und der Geschäftsführer der Frauenberg gGmbH Michael Becker

 

 

Sein Name: Frauenberger Frohnatur.Seine Merkmale: goldgelbe Farbe, 5,0 Umdrehungen, feinwürzig-mild und ungemein süffig. Seine Mission: Lebensfreude schenken, das gemeinsame Projekt von Franziskanern und antonius unterstützen und inklusive Arbeitsplätze schaffen.

Biere mit eigenem Charakter sind heute etwas Besonderes. Wer vor 30 Jahren seine Kiste Bier in den Kofferraum wuchtete, hatte meist eine gezielte Wahl getroffen. Die Biermarke war so etwas wie eine Visitenkarte, fast jede Sorte hatte klare Konturen. Heute würden selbst Meistertrinker bei der Blindverkostung durchfallen. Trotz Werbeschlacht rund um Tatort und Spitzenfußball dominiert bei Großbrauereien der Einheitsgeschmack.

So ist die Nachricht, dass es in der Region ein neues, herausragendes Stöffchen gibt, schon per se eine gute. Interessant wird es, wenn es sich nicht nur um ein handwerklich fabriziertes, sondern auch um ein echtes Bio-Bier handelt – das erste übrigens, das innerhalb von Fuldas Stadtgrenzen gebraut wird. Und wenn dieses Produkt dann noch eine besondere soziale Bilanz vorweisen kann, weil Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich ins Projekt mit eingebunden sind, darf schon mal Applaus aufbranden.

So reift auf den Feldern von antonius Hof die Braugerste heran, die streng nach Bioland-Richtlinien angebaut und zu Malz weiterverarbeitet wird. Im GestaltenWerk von antonius geht es handwerklich zu: Mit viel Liebe zum Detail entstehen in der Abteilung Keramik die Bierkrüge, während im Bereich Holz geschickte Hände Bierkisten zimmern. Und im Klostercafé FLORA sowie im LadenCafé in der Altstadt arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung im Service Hand in Hand.

So zaubert jeder Schluck Frauenberger Frohnatur ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Zumal pro verkaufter Flasche 20 Cent in das Projekt Zukunft Frauenberg der St. Antonius-Stiftung wandern. Wer mehr Argumente für den Biergenuss mit gutem Gewissen benötigt, dem ist nicht zu helfen.

Aber was hat es mit den Namen Frauenberger Frohnatur auf sich? Der heilige Franz von Assisi – Gründervater des Franziskanerordens– liebte den von geistlicher Freude erfüllten Menschen, und auch er selbst blieb trotz vieler Entbehrungen der „Bruder Immerfroh“. Eine Brücke zu dieser inneren Zufriedenheit schlägt das neue Bier insofern, als neben der Seele auch der Leib nicht zu kurz kommen sollte.

Um die Idee zu realisieren, brauchte es natürlich einen Partner, bei dem Hopfen und Malz nicht verloren, sondern in besten Händen ist. Hierzu musste man den Blick nicht in weite Ferne richten, denn das Gute liegt bekanntermaßen oft vor der eigenen Haustür. Im Falle der Frohnatur direkt am Fuße des Frauenbergs: die Hochstift Brauerei.

Den Brauern der Hochstift fordert das neue Bier von Franziskanern und antonius einiges ab. Zum ersten Mal brauen sie dort Gerstensaft aus ökologischen Zutaten. Eine echte Bio-Bier-Pionierleistung! Ein schweres Wort? Versuchen Sie, es drei Mal schnell hintereinander fehlerfrei auszusprechen. Gelingt's, dann darauf noch einen Schluck Frohnatur.

 

Die Frohnatur als Gesamtkunstwerk: Peter Linz (links) und Gregor Graskemper prüfen den Reifegrad der Gerste, ...

Die Frohnatur als Gesamtkunstwerk: Peter Linz (links) und Gregor Graskemper prüfen den Reifegrad der Gerste, ...

 

 

Entscheidend für den sauberen Brauvorgang ist, konventionelles und ökologisches Malz strikt getrennt zu lagern und ebenso zu verarbeiten. Doch das hat Konsequenzen: Wo ansonsten automatisch per Rohrleitung und Druckluft das Malz im Sudhaus den Weg zur Mühle auf dem Dachboden findet, ist beim Öko-Malz Handarbeit angesagt. Die zwei Tonnen, abgepackt in Säcken zu je 50 Kilogramm, gilt es, etwa 20 Meter hoch zu liften. Durch mehrere Stockwerke geht es mittels zweier elektrischer Flaschenzüge ganz nach oben. Dann heißt es, Säcke abladen, per Sackkarre über eine eigens dafür gebaute Rampe schieben und am Ende das Malz per Hand in die Mühle einfüllen. Vier Mann sind damit beschäftigt, und die haben sich den Besuch im Fitnessstudio gespart und das Feierabendbier redlich verdient.

 

Br. Pascal hilft beim Einmaischen, …

Br. Pascal hilft beim Einmaischen, …

 

 

Sandra Elm toepfert Kruege in der Keramikabteilung

Sandra Elm toepfert Kruege in der Keramikabteilung

 

 

 Benedikt Enders zimmert Tragerl in der Holzwerkstatt

Benedikt Enders zimmert Tragerl in der Holzwerkstatt

 

 

Und in Lauterbach heißt es endlich: Ab in die Kiste!

Und in Lauterbach heißt es endlich: Ab in die Kiste!

 

 

Aber je größer die Mühen, umso intensiver ist die Freude am Erfolg. Zumal der Hochstift dank ihrer Brauerfahrung mit dem ersten Schuss gleich ein Treffer gelungen ist: Der erste Sud mit 10.000 Litern hat die Erwartungen in Sachen Geschmack und Qualität voll erfüllt. So freuen sich die Brauer schon auf die nächsten Bio-Sude. Also hoch die Krüge und ein Prosit auf eine lebendige Inklusion! Und keine Sorge: Wer es dabei im Klostercafé FLORA ein wenig übertrieben hat, kann gleich nebenan die Beichte ablegen.

Wer jetzt am Ende denkt „Na, der Text riecht aber stark nach verdeckter Werbung!“, dem kann man vorbehaltlos eine gute Nase bescheinigen. Wohl bekomm's!

Von Jens Brehl

Zurück