Schön, Stylisch, Funktional

Schön, stylisch, funktional – un(d)bezahlbar?

Mit seinem gemeinnützigen Verein "Mode & Handicap ... das ist möglich", stellt der Pariser Designer seine Mode-Kollektion vor.

Magnete, große Taschen, durchgängige Reissverschlüsse, dehnbare Taillen und andere Detailes verbinden Praktisches mit Bequemlichkeit und Eleganz.

Die stylische Kleidung, aus natürlichen Materialien findet Gefallen bei Menschen mit und ohne Handicap.

Hat jemand, der im Rollstuhl sitzt, keine anderen Probleme, als „modisch daherzukommen“? Doch, sicher! Wenn jemand da ist, der beim Anund Ausziehen hilft, kann das gut sein. Trotzdem möchten viele Betroffene so selbstständig wie möglich im Alltag zurechtkommen und nicht für jeden Handgriff um Hilfe bitten müssen. Da ist es befreiend, wenn Reißverschlüsse durchgehend und von beiden Seiten zu öffnen sind; Hosenbeine seitlich aufgehen oder besonders lang sind, damit es nicht nach Hochwasser aussieht. Die Schnitte sollten sich der sitzenden Position anpassen (vorne kurz, hinten lang) und dergleichen mehr.

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf eine Hochzeit eingeladen, und ausgerechnet kurz vor dem Fest passiert es: ein Gipsarm, ein „ruhiggestelltes“ Knie oder ein dick bandagierter Knöchel. Sie fangen an, die chice Bluse, den neuen Anzug oder das elegante Schwarze zu hassen. Gottlob geht so etwas vorüber. Aber was tun Menschen, die immer mit Einschränkungen klarkommen müssen? Wer will immerzu Jogginghosen tragen oder halb unter einer Wolldecke verschwinden?

„So kann ich doch nicht unter Leute!“, wäre das Statement meiner Großmutter dazu gewesen. Meine Tante Lotte hingegen konnte so etwas nicht bremsen. Sie ging shoppen trotz schwerer Gehbehinderung, griff dann zur Nähmaschine und machte die neuen Sachen passend zu ihrem steifen Bein. Doch nicht jeder ist so ein Energiebündel (man hätte sie ans Stromnetz anschliessen können) und nicht jeder kann so gut nähen.

Wer trotz Handicap chic und gepflegt rüberkommen will, braucht nicht nur Ausdauer, sondern auch viel Geld. Es gibt Maßschneidereien, die in kleinen Auflagen passende Kleidung herstellen. Aber meist liegen die nicht um die Ecke und sind teuer. Es gibt auch Online-Shops, die Mode für Menschen mit Behinderung anbieten. Aber erstens kann man da nichts anprobieren, was bei so spezieller Kleidung unerlässlich ist, und zweitens sind auch hier die Preise für Normalverdiener kaum zu stemmen: 399 € für ein Paar Schuhe; 499 € für Hose, T-shirt und Pullover sind da normal.

Schön wäre es, wenn man auch in normalen Kaufhäusern solche Angebote fände. Es gibt Schwangerschaftskleidung, Mode für Mollige oder Kurzgrößen. Warum also nicht eine Abteilung für Handicap-Mode? Dann könnte man ohne große Umstände miteinander shoppen gehen, ob mit oder ohne körperliche Einschränkung. Hätte was. Oder? Und wenn man die Kleidungsstücke dank ihrer cleveren Schnitte und Verschlüsse auch ohne fremde Hilfe an- und ausziehen kann, bietet dies dem einen oder anderen auch Raum zur Entfaltung seines persönlichen Stils.

Martina Wirth

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