Vorwort: Die Menschlichkeit einer Gesellschaft lässt sich daran ablesen, wie sie mit ihren Rändern umgeht

Wenn man für einen Augenblick diese Messlatte an die aktuelle öffentliche Debatte über das Schicksal von Flüchtlingen in Deutschland anlegt, dann kann einem im Blick auf unsere Humanität derzeit schon angst und bange werden.

Erst recht, wenn man die alltägliche Lebenswirklichkeit von Menschen, die auf der Flucht sind, an sich herankommen lässt. Auch den Karikaturisten der „Fuldaer Zeitung“ scheint dies bewegt zu haben, als er dieser Tage das Schiff „Menschlichkeit“, das keine Passagiere mehr an Bord hat, in dessen Untergang zeichnete. Wir müssen nicht nach Tröglitz schauen, das seit einiger Zeit zu trauriger Berühmtheit gekommen ist. Auch in unserer Region leben inzwischen viele Flüchtlinge und Asylsuchende. Und längst nicht alles ist gut, was sie in unserer Nachbarschaft erleben.

Dabei geht es auch anders: In diesem Heft haben Sie Gelegenheit, zum einen aus erster Hand zu erfahren, wie es sich anfühlt, auf der Flucht vor unmenschlichen Lebensbedingungen in Deutschland gestrandet zu sein. Aber Sie werden zum anderen auch sehen, was alles möglich wird, wenn man sich nicht von der Angst vor dem Unbekannten leiten lässt, sondern sich auf Begegnungen einlässt und die Unbekannten kennenlernt.

Wie zum Beispiel in Gersfeld: Dort handelt der „Freundeskreis Asyl Gersfeld“ ganz einfach nach dem Motto: „Dann gucken wir doch einfach mal!“ Und wenn man dann erst einmal geguckt hat, dann ist es schnell vorbei mit den intellektuellen Diskussionen darüber, wie viele Flüchtlinge eine Gemeinde verträgt und wo man sie unterbringen kann und wo es auf gar keinen Fall geht. Spielen dann auch noch die Offiziellen mit, haben wir alle gute Aussichten, auch in Zukunft noch in einer menschlichen Gesellschaft leben zu können.

Das Schöne ist: Es braucht nicht viel, um der Menschlichkeit zu ihrem Recht zu verhelfen. Schon mit kleinen Gesten lässt sich viel erreichen. Da finden Sie ganz bestimmt auch für sich ein Betätigungsfeld. Inklusion ist auch für dieses Thema die richtige Überschrift. Wir sollten Inklusion nicht auf die Integration von Menschen mit Behinderungen verengen. Es geht tatsächlich ganz allgemein darum, was mit den Rändern geschieht. Und am Rand der Gesellschaft finden sich in unserer entwickelten zivilisierten Gesellschaft inzwischen viele Menschen aus ganz verschiedenen Gruppen wieder. Schauen Sie sich um! Und wenn Sie dabei wie in Gersfeld Beispiele gelungener Inklusion finden, klinken Sie sich doch einfach ein, und machen Sie mit! Und wenn Sie dann noch unserem  Oberbürgermeister Gerhard Möller helfen wollen, die Stadtwette zu gewinnen, gehen Sie auf die  Internetseite (www.seitenwechsel-magazin.de) und und füllen eine Teilnahmekarte aus! Eine inklusive Welt ist allemal eine bessere Welt –  für uns alle!

In diesem Sinne, Ihr Hanno Henkel

Zurück