Vorwort: „Schöne neue Arbeitswelt?“

Der Stress nimmt zu. Viele Menschen fühlen sich durch ihre berufliche Tätigkeit überlastet oder gar krank. 

Neben den eigenen Ansprüchen an die Arbeitsergebnisse sind es vor allem die Beschleunigung der Abläufe in der Arbeitswelt und die Unsicherheit des Arbeitsplatzes, die die Menschen in Bedrängnis bringen.

Die Symptome dieser Entwicklung sind weithin bekannt: kaum jemand, der in seinem Freundesoder Bekanntenkreis nicht von jemandem weiß, der am Burnout-Syndrom leidet oder an anderen mit Stress assoziierten Krankheiten wie Schlafbeschwerden, Rückenschmerzen, Herzproblemen, …

In diesem Heft erzählen Menschen davon, wie viele Mühen es sie gekostet hat, ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
Aber vielleicht gibt es für Burnout und Co. ja noch andere Ursachen als die bereits genannten. Solche, die sich hinter so smarten Formulierungen verbergen wie z. B. Human Resource Managment. In gutes böses Deutsch übersetzt heißt das: Ausbeutung von Menschen als Betriebsmittel. Und hätten Sie gedacht, dass mit Touch Down und Coffee Point in modernen Bürogebäuden Orte bezeichnet werden, die das eigene Büro ersetzen sollen, um auch noch die letzte Privatheit zu beseitigen?

Und wie schnell wird aus einem ehemaligen High Potential ein Low Performer, von dem man sich verständlicherweise trennen muss?

Dabei ist die Rede nicht etwa von amerikanischen Firmen. Unter dem Einfluss oftmals selbsternannter Unternehmensberater hat diese Sprache längst Einzug in viele Unternehmen auch hierzulande gefunden.

Schöne neue Arbeitswelt! In Anlehnung an Erich Kästner möchte man klagen: Wo bleibt das Menschliche, das Persönliche? Inklusion – die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am Arbeitsleben – scheint in dieser Arbeitswelt unerwünscht.

Wie es anders geht, zeigen Fuldaer Unternehmerinnen und Unternehmer, für die auch die Anstellung und Beschäftigung von Menschen mit Handicaps selbstverständlich ist. Sie haben verstanden, dass ihre Mitarbeiter zuerst Menschen sind und dass diese dann ihr Bestes geben können, wenn sie Wertschätzung und Anerkennung erfahren.

Vielleicht verstehen Sie jetzt, dass Englisch manchmal auch der Verschleierung dient. Und sollten Sie an einem Coffee Point Kaffee trinken und sich mit Ihren Kolleginnen und Kollegen unterhalten, achten Sie darauf, dass Sie Mensch bleiben.

In diesem Sinne…

Ihr Hanno Henkel mit Redaktionsteam

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