Vorwort Wünsch dir was!

Der Menschenkenner Wilhelm Busch wusste: Ein Wunsch, „wonach du sehnlich ausgeschaut, er wurde dir beschieden. […] Du triumphierst und jubelst laut: Jetzt hab’ ich endlich Frieden!“ Doch Pustekuchen! Es gibt – wie immer – auch eine Schattenseite: „Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge“.

Es ist schon seltsam mit den Wünschen. Kennen Sie das nicht auch, dass sich nach der Erfüllung eines Wunsches die erhoffte Befriedigung nicht recht einstellen will? Und dass wir uns manchmal gerade dann glücklich fühlen, wenn uns etwas erfüllt wird, was gar nicht auf unserer Wunschliste stand? Hatten wir also andere Wünsche als gedacht?

Wichtig ist wohl, dass es auch wirklich meine Wünsche sind, dass sich mein Leben in ihnen spiegelt. Auch beim Wünschen geht es um Autonomie: Zu seinen echten Wünschen muss jeder erst mal finden. Handicaps spielen dabei keine Rolle.

Wenn Wünsche in einem Menschen groß werden, wächst die Gefahr, enttäuscht zu werden. Doch das gehört dazu. Nur wenn wir ihnen diesen Raum geben, bleiben wir in unserer Spur.

Es scheint zudem, dass Wünsche nicht nur wegen ihres Inhaltes wichtig sind. Sie sind Ausdruck unserer Lebendigkeit, unserer Leidenschaft, unabhängig davon, ob sie sich wirklich erfüllen (können). „Ich bin wunschlos glücklich“, hört man gelegentlich. Geht das überhaupt? „Ich wünsche, also bin ich“, das trifft es vielleicht eher.

Vom Wünschen ist in dieser Ausgabe einige Male die Rede. Erinnern Sie sich an Uli Büttner? Den jungen Mann, der sich trotz seines körperlichen Handicaps nichts sehnlicher wünschte, als den Führerschein machen zu dürfen? Vor zwei Jahren berichteten wir von den bürokratischen Schwierigkeiten, mit denen er sich konfrontiert sah. Lesen Sie selbst, wie seine Wunschgeschichte ausging. Oder von der jungen Mutter, die sich wie jede Mutter ein gesundes Kind gewünscht hatte, und die dann, obwohl es mit einer Behinderung zur Welt kam, am Ende doch ihr Wunschkind bekam. Oder die Wünsche, die zwei Bewohner des Antoniusheims in Berlin anlässlich des Jubiläums von „Aktion Mensch“ vorgetragen haben. Würden Sie nicht erwarten, dass an erster Stelle der Wunsch nach dem Verschwinden der Behinderung steht? Entdecken Sie selbst, was Menschen, die wir für geistig behindert halten, wirklich wichtig und des Wünschens wert ist.

Wünschen Sie sich also alles, erwarten Sie nichts – und Sie werden (vielleicht) reich beschenkt. 

In diesem Sinne …

Ihr Hanno Henkel mit Redaktionsteam

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