WIR ZEIGEN´S IHNEN

Erika Mechler und Andreas Sauer erklären Ihnen heute: ´S Päckchen Verschicken

4:30 Uhr, der Wecker klingelt, schnell anziehen und rasch auf die Autobahn. Eine gute Stunde später ist Frankfurt erreicht, und unsere Seitenwechselredakteure Andreas Sauer und Erika Mechler befinden sich plötzlich mittendrin in der surrealen Welt der Hightech-Logistik von UPS.

Ich fange am besten mal ganz von vorne an. Also wir kamen in Frankfurt an und meldeten uns an der Zentrale. Wir mussten unseren Personalausweis vorzeigen. Ich hab überhaupt nicht verstanden, was bei mir so abgeht. Das war für mich neu, so ganz ohne Personalausweis rumzulaufen. Zum Glück hatten wir alle einen dabei. Wir haben dafür aber einen extra Ausweis bekommen. Ihr seht schon: Es gibt eine sehr große Sicherheitsstufe bei UPS. Wir mussten auch so Warnwesten anziehen, damit wir von den LKWs gesehen werden, denn die fahren ja auch in Hallen herum.

Der Frank Seitz hat uns herumgeführt. Wir kennen den Herrn Seitz, weil er früher bei UPS in Eichenzell gearbeitet hat. Mit den Jugendlichen von UPS haben wir von antonius schon mal ein Projekt zusammen gemacht. Da hat er uns eingeladen.

Er hat uns also in die riesige Halle geführt, wo ganz, ganz viele Container standen. Überall waren Leute, die die ganzen Päckchen da herausgeholt und auf das Förderband gelegt haben. Wir durften auch mithelfen, Päckchen auf das Fließband zu legen.

Das waren ganz verschiedene; einmal war es so ein schmales, längliches; dann wurde das mal wieder ein bisschen breiter, und dann wieder ganz klein. Einmal wollte ich ein Päckchen hochheben, aber ich hab das gar nicht geschafft, weil das so schwer war. Da kam der Andreas und hat geholfen.

Für mich war es eine große Herausforderung, da mitzuhalten. Ich hab großen, großen Respekt vor den Menschen, die das täglich machen. Wir als Anfänger bei UPS haben es ganz gut gemacht. Wir haben soweit keine Beschwerden gehört. Ich wollte auch gar nicht mehr weg, ich wollte das fertig machen. Das hat mir so Spaß gemacht, handwerklich da ranzugehen. Am liebsten würde ich da sofort anfangen bei UPS.

Wir sind dann in dieser Halle zu einer Stahltreppe hin, wo kein Mensch hin durfte, nur die Personalleute. Da hatten wir die ganz besondere Ehre, da hochzugehen. Von der Treppe aus hatte man den besten Überblick in die riesige Halle. Es war wie in einem Labyrinth, gigantisch war das. Die ganzen Förderbänder laufen über mehrere Etagen. Und immer wieder kommen so Schleusen, da bewegen sich die Päckchen hoch und runter, weil sie dort gescannt werden, also die Aufkleber natürlich. Auf dem Aufkleber ist ja die Information, wo es hin muss, und dann weiß die Maschine, ob das Paket an der nächsten Weiche nach rechts, nach links, nach oben oder nach unten muss. Ich kam mir vor, als säße ich in einer riesigen Maschine drin, und rundherum fahren die Päckchen vorbei – ein Chaos!

Für mich war es einfach eine verkehrte Welt! Als ich in dem Labyrinth von Fließbändern stand, wusste ich nicht mehr, wo oben und unten war. Man konnte ja auch durch den Fußboden durchschauen, weil wir auf so Gittern standen. Irre! Und diese ganze Lichtanlage da – das ist ja alles dreidimensional ausgeleuchtet. Die Pakete werden auch durchleuchtet, wie beim Zoll am Frankfurter Flughafen.

Aber es war für mich auch Stress, weil ich erstens eine Sehschwäche habe. Da konnte ich die Stufen von den Treppen nicht so gut wahrnehmen. Und dann hat der Herr Pierre Volk, der uns die Sortieranlage erklärt hat, ziemlich Gas gegeben. Ich hab es mit Humor genommen, aber es war Stress, das alles zu bewerkstelligen. Ich musste immer wieder einen Schritt weiter voraus sein und wieder zuhören und immer drauf achten, wo ich hindappe! Und die Erika hatte ausgerechnet an dem Tag ihre Stöckelschuhe an.

Ich bin aber gut zurechtgekommen!

Dann sind wir weiter zu einer Maschine, da hat der Frank Seitz gesagt: „Das ist hier wie eine kleine A7“, also wie eine Autobahn. Das Förderband war richtig schnell, das hat sogar Fahrtwind aufgenommen. Da gingen die Pakete rasend schnell an einem vorbei, so schnell konnte man gar nicht gucken! Und hinten gab es dann eine Lichtschranke und dahinter war so eine Art Fließband mit Noppen. Da wurden die Pakete wieder abgebremst. Ich glaube, das waren die Pakete, bei denen die Kunden nicht richtig angegeben hatten, wie groß sie waren. Da gab es eine Art Lichtfeld, wo die Größe genau vermessen wurde. Und wenn die Pakete größer waren, müssen die Kunden noch was nachzahlen, glaub’ ich.

Es gab auch einen eigenen Bereich für Pakete, bei denen der Aufkleber kaputtgegangen ist. Da stand ein Schild in Englisch: NO READ AREA. Da ging auch alles so schnell. Da kamen die Pakete an, wie auf so Achterbahnen, hoch und runter. Viele Frauen haben da gearbeitet. Die haben neue Aufkleber geschrieben, ausgedruckt und drauf gemacht, damit das Päckchen wieder lesbar wird.

So, und wo diese Förderbänder dann zu Ende waren, standen diese ganzen Lastwagen. Die kennen wir ja von der Straße. Da standen irrsinnig viele in der Halle! Und da waren Leute, die haben die Autos beladen. Das war ein kurzer Augenblick – mein Herz ging da auf, als sie das einsortiert haben. Es war einfach nur schön. Die haben ein System dabei. Wahnsinn; das ist alles ganz genau organisiert. Und man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Pakete in ein Auto reinpassen! Wir standen selber noch drin in so einem LKW. Ich hab mich da nicht wohlgefühlt, ich hab mich da bedrückt gefühlt bei diesen vielen Paketen.

Mir hat es gut gefallen, wie die da die Päckchen in die Autos reingetan haben. Wir haben selber mitgeholfen. Das hat mir so Spaß gemacht.

Die Fahrer haben dann ein Meeting abgehalten, so ein Tagesgespräch. Da standen alle so im Halbkreis. Das hat mich so beeindruckt, wie da gesprochen wird, fast so wie bei der Armee. Ein Teamleiter erzählte quasi vom Arbeitsablauf am Tag davor, was da schiefgegangen war. Und dass sie vorsichtig sein sollen im Straßenverkehr. Und dass die Päckchen nicht runterfallen sollen.

Dann sind die Fahrer zu ihren Autos gegangen und haben noch mal die Pakete überprüft. Dann wissen sie nämlich, wo sie genau langfahren müssen. Als die ganzen LKWs dann aus der Halle rausgefahren sind, das war ein Geräuschpegel! Wahnsinn! Sie haben sich da alle gesammelt und sind dann in ihre Bezirke gefahren. Vorher standen die ganzen Autos in der Halle – und plötzlich standen wir mutterseelenalleine da! Es war leer! Man hätte wirklich gehört, wenn die Stecknadeln fallen. Es war Irrsinn. Das war so, als wenn du eine Niederlage von Schalke verkraften musst. Diese Stille! Wenn ich jetzt in ein Fußballstadion komme und die Fans freuen sich und feiern und brüllen – und auf einmal gibt es eine Niederlage! Ich war mal bei so einem Spiel: Da haben sie 2:0 verloren, da war es plötzlich totenstill im kompletten Stadion bei ausverkauftem Haus. Und so hab ich mich auch gefühlt in der Halle bei UPS. Wahnsinn. Danach haben wir uns draußen noch die KFZ-Werkstatt angeguckt. Auch interessant: Die reparieren alles selbst. Alles! Egal, was kaputt geht. Es muss total schnell gehen. Wenn so ein Auto stehen bleibt auf der Autobahn, muss sofort für Ersatz gesorgt werden, damit die Pakete weitertransportiert werden. Erst wenn alles in einen anderen LKW umgeladen ist gucken die, was an dem Auto kaputt ist.

Das Allerstärkste war das ganz neue UPS-Fahrrad. Die wollen das in Zukunft im Innenstadtbereich anwenden, damit man die Päckchen besser unter die Leute bringen kann. Mit den großen Autos haben sie da ihre Schwierigkeiten. Das Fahrrad hat natürlich auch einen Hilfsmotor. UPS will dann jeden Tag in der Innenstadt einen Container abstellen, wo die ganzen Pakete drin sind. Und der Mann mit dem Fahrrad holt sich die dann immer dort ab und verteilt sie.

Es waren rundherum keine Geräusche.

In der Sortierhalle?

Nein, in den Elektroautos.

Ah, stimmt, Erika, die haben uns ja auch die neuen, modischen UPS-Fahrzeuge vorgestellt. Das war für uns eine besondere Ehre. Die fahren mit Strom. Wir durften selber ausprobieren, die zu betanken. Und mitfahren durften wir.

Zum Schluss sind wir wieder durch die Sicherheitsschleuse, haben unsere Ausweise wiederbekommen.

Abschließend möchte ich mich im Namen der SeitenWechsel-Redaktion herzlich bedanken für den wunderschönen Tag bei euch. Das war eine tolle Atmosphäre bei euch. Die Mitarbeiter waren sehr offen, haben uns viel gezeigt, und das macht Inklusion sehr viel aus. Mir hat es viel Spaß gemacht. Am liebsten würde ich bei euch ein Angestellter werden.

Ich tu mich da anschließen, bedank’ mich auch ganz herzlich, für die Führung. Es hat mich irgendwie beeindruckt, wo der Mann uns das alles erklärt hatte. Und man hat auch wieder was dazugelernt, und man konnte gut zuhören.

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