WIR ZEIGEN`S IHNEN Holzmachen

Erika Mechler und Andreas Sauer erklären Ihnen heute: Holzmachen

Unsere Redakteure, Andreas Sauer und Erika Mechler, waren wieder für Sie im Einsatz. In robuste Kleidung gepackt und voller Wissensdurst machten sie sich auf, um auch diesmal wieder eine spannende Sache zu erkunden: die Arbeit von „Hessenforst“ in der Rhön.

Ein Bericht von Andreas Sauer mit Kommentaren von Erika Mechler

Liebe Leser,
nach langem Hin und Her hatten wir etwas gefunden für unsere Rubrik, passend zum Herbst. Es soll in den Wald gehen, wo jetzt zur Zeit die Bäume gefällt werden. Am Freitag war unser Termin mit dem Förster Joachim Schleicher im Wald bei Poppenhausen. Nach einer knappen Begrüßung sagten wir, warum wir hier sind. Er holte dann die Hunde, und wir durften die Hunde nehmen. Mit vollem Stolz ging es zur Sache. Der Förster tut die Bäume markieren, damit der Holzmacher weiß, welche gefällt werden müssen. Er zeigte uns, wie das geht und wie man den Durchmesser misst.

Oft müssen gezielt große Bäume gefällt werden, um nachwachsenden Bäumen zu helfen. Der kleine Baum hat dann Freiheit. Und Licht. Oder ein Baum muss gefällt werden, weil er befallen ist vom Borkenkäfer. Der verursacht Schäden im Baum, innere und äußere Verletzungen quasi. Und macht andere Bäume krank. Wie wenn ein Mensch krank ist und andere ansteckt. Da werden die Baumkronen braun und kahl. Und die Rinde blättert sich ab. Bäume werden aber auch gefällt, weil sie schlagreif sind. Die werden geerntet also. 

Für mich war es noch neu alles. Ich hatte mir das Beste daraus gemacht, so gut, wie ich das konnte.

Mit Forsthelmen ging es weiter. Wir mussten ein Stück laufen bis zur Absperrung, da stand ein Schild „Holzfällung”. Marko Richter hatte gerade einen Baum gefällt. Er erklärte, was er da machte.

Der Marko hat ein Messgerät genommen, das hat er an dem Baum befestigt, und dann ist er runtergelaufen, und er konnte so genau die Länge messen. Er hat für uns extra noch einen Baum gefällt. Wie so etwas vonstatten geht. Er hat die Säge genommen und hat das von unten so schräg abgesägt, einmal von der einen Seite und dann von hinten. Der Marko hat erklärt, dass ein Baum unterschiedlich wächst von der Dicke her. Wir haben das mit der Kluppe gemessen. Die Arbeit war getan. Als Marko so weit fertig war, mussten wir ihn begleiten, um die Holzrückemaschine zu holen. Er hat für uns einen Baumstamm aufgeladen, da drauf gepackt. Und er hat die Stämme auf die Seite gefahren, damit es in der Mitte auch mal Platz gibt. Dann durften wir auch mal ran, um zu sehen, wie das von oben aussieht. Ich war überglücklich wie noch nie im Leben. Ja, wo wir uns da oben mal reinsetzen durften! Das fand ich so schön – mit einem Lächeln da drinnen gesessen zu haben, mal nichts tun zu müssen.

Zu guter Letzt haben wir den Harvester zu Gesicht bekommen. Das war schon ein Mordsgerät. Das geht ratzfatz, alles auf einmal: sägen, rausziehen, entasten usw. Dieses Riesending hat den ganzen Baum genommen, hat ihn hochgezogen und die Äste abgemacht. Und einmal, da hat´s nicht gegangen, da war die Kette kaputt. Da hat er die Kette repariert, die alte runtergemacht und die neue drauf, und dann ging´s wieder. Waldarbeit ist eine anstrengende Aufgabe.

Ja, ich fühle mit denen. Irgendwo wünsche ich mir, dass ich dem Förster mal aushelfen kann. Aber dann denke ich: Ach nein, doch lieber nicht. Er muss früh raus, damit die Männer über´n Tag Arbeit haben. Und er muss aufpassen: Wenn man heute alles verkauft, da hat man irgendwann nichts mehr. Dann ist der Zeitabstand so groß. Der Baum kann nicht mehr so schnell nachwachsen. Es muss dafür gesorgt werden, dass immer was da ist. Das muss auf die Zeit aufgeteilt werden. Stimmt! Im Winter braucht man ja auch Holz, um zu heizen. Da nimmt man Buche oder Eiche. Wir haben vergessen zu fragen: „Zu wie viel Prozent passieren eigentlich Unfälle im Wald?” So ein Waldarbeiter ist immer mit Gefahren verbunden, saugroßen Gefahren sogar. Deswegen haben wir auch die Helme angehabt, damit man nicht am Kopf getroffen wird. Da kann es zu Gehirnschäden kommen. Es kann auch schlimmer ausgehen. Wir mussten immer Abstand halten. Wenn man ein Handy hat, ist es im Wald auch besser, als wenn man kein Handy dabei hat. Und man muss zu zweit sein, damit einer Hilfe holen kann.

Als der Rundgang durch den Wald zu Ende ging, strahlte ich um beide Ohren. Klar, bei den Maschinen war ich überglücklich. Aber die spannendste Aufgabe hat doch der Förster. Das Aussuchen der Bäume ist – wie soll ich sagen – ein sehr großes Pflaster! Das ist mit Arbeit und mit Kopfrechnen verbunden. Ich hab eine Behinderung, ich könnte nicht sagen: Der oder der Baum muss gefällt werden. Ich habe eine Sehbehinderung, ich sehe den Unterschied an der Rinde nicht. Ich würde vielleicht eher mit einer Holzrückemaschine arbeiten. Ich saß da drauf wie ein König. Auch beim Harvester. Die Maschinen arbeiten den ganzen Tag durch. Aber was der Förster macht, ist körperlich auch anstrengend: Er muss die Hunde ausführen, er muss aufpassen, dass die auch dableiben. Er muss mit der Kluppe arbeiten, also den Durchmesser rauskriegen, er muss das markieren. Das dauert alles seine Zeit. Und abends setzt er sich nochmal an den Schreibtisch und macht die Holzwirtschaft. Er muss das Holz ja auch an den Mann bringen. Er ist der Mann, der vorneweg marschiert vor den anderen. Die verrichten dann die Arbeit.

Also, ich fand das auch gut, wie der Marko Richter uns das alles erklärt hat, das war schon sehr faszinierend. Ja. Wir bedanken uns bei allen beiden, dass sie sich so viel Zeit für uns genommen haben. Und super gut erklärt haben. Es ist nicht immer alltäglich, dass ein Förster so behinderte Menschen wie uns beide, also mit Handicaps, durch den Wald führt. Das war wirklich hervorragend. Vielen Dank, Joachim.
Ich hoffe, dass ihr genug Holz daheim habt und dass der Winter kommen kann. 

In diesem Sinne, Eure Redakteure

Erika Mechler und Andeas Sauer

Zurück