Wir zeigen’s Ihnen – ’s Segelfliegen – im Klartext

Aufgezeichnet von Arnulf Müller und Steffen Waßmann, Fotos: Marzena Seidel

Liebe Leser, 
heute wollen wir Euch von unserem Besuch auf dem Flugplatz des Aero-Club Rhön e. V. Fulda erzählen. Das war schon ein Highlight. Unser Flug war ein Traum für die Götter!

 

 

Erika Mechler: kursiv   Andreas Sauer: nicht kursiv

 

Sehr herzlich wurden wir von Hermann Brähler begrüßt. Das ist der Vater vom Fabian Brähler, ein ehemaliger Arbeitskollege von uns in der Gartengestaltung von antonius. 

Was mir so gut gefallen hat: Er hat uns die verschiedenen Flugzeuge erklärt, wie die gebaut werden und wie da die Haube aufgeht. 

Als wir vor dem Segelflieger standen, hat er uns erklärt, ein Segelflieger ist wie ein Adler in der Luft. Wir durften uns dann reinsetzen, die Erika hinten, ich vorne. Also der Einstieg in den Segelflieger war etwas beschwerlich, weil ich auch so ein bisschen eine Ungewissheit hatte wegen der ganzen Geräte. Ich habe mich richtig eingequetscht gefühlt. Man musste die Arme anlegen und die Beine anwinkeln. Das war wie im Krankenhaus, wenn man in so eine MRT-Röhre reingeschoben wird und nicht mehr rauskommt.  

 

Trockenübungen mit Hermann Brähler vom Aero-Club, ...

 

... er weiß alles über Segelflugzeuge

 

 

Ich habe mich in dem Flugzeug schon wohlgefühlt, aber es war ungewohnt. Da siehst Du die verschiedenen Knöpfe, und auf jeder Seite waren auch noch Hebel gewesen. Da musste man die Hände von lassen.

Herr Brähler und sein Assistent haben uns dann in die Schräglage versetzt, indem sie von außen die Flügel hoch- und runtergedrückt haben. Das war schon sehr komisch. Da hab ich doch etwas Platzangst gehabt. Ich bin eigentlich überhaupt nicht der Typ für so etwas. 

Als der Andreas mit seinem Gewicht vorne eingestiegen ist, hat das Flugzeug ganz schön gewackelt. Da habe ich gedacht: „Oh Gott!“

Die Flugzeuge sind ja auch ganz leicht, da wackelt das schnell! Und weil die so leicht sind, sind sie auch teuer. Die kosten neu über 100.000 Euro und werden in Poppenhausen von der Firma Schleicher gebaut.

Aber nur auf Bestellung. 

Er hat uns auch außen am Flugzeug viel erklärt, z. B. das Seitenruder. Das ist ein wichtiges Teil an einem Flugzeug. Das hängt hinten am Leitwerk. 

Ach ja, der Bug vom Flugzeug ist vorne und das Heck ist hinten. 

Genau, und am Heck ist das Leitwerk. Damit lenkt man. Drückt man das Seitenruder nach links, drückt dann die Luft auf die linke Seite und somit kann es eine Kurve fliegen. 

Entweder rechts herum oder links herum. 

Er muss aber zugleich auch die Klappen der Flügel bedienen, damit sich der Flieger neigt. Das sind die Querruder.

Zum Landen sind die Bremsklappen oder Landeklappen ganz wichtig. Sie werden aus dem Flügel senkrecht hochgefahren. Das bremst das Flugzeug. 

Zur Bedienung der Klappen gibt es im Cockpit einen Steuerknüppel. Wenn man den nach vorne drückt, geht es vorne runter und das Flugzeug wird schneller. Wenn du es nach hinten drückst, kippt es nach hinten und es wird langsamer. 

Bei mir war das richtig schön, als ich hinten gesessen habe. Da hat die Marzena ein Bild von mir gemacht und gesagt: „So ein fröhliches Gesicht, wie du da in dem Flugzeug gemacht hast, habe ich selten gesehen.“ 

Es gibt auf dem Flugplatz auch einen Motorsegler. Der hat eine Leine, an die das Segelflugzeug dran gehängt wird. 

Der zieht den in die Lüfte! Die haben aber auch so eine große gelbe Maschine gehabt ... 

 … die Seilwinde!

Da hing eine Kordel dran und vorne an der Kordel war so ein Eisen, ein Haken.

Die Kordel ist einen Kilometer lang! Damit kann der Segelflieger auch hochgezogen werden. Das haben wir leider nicht gesehen. 

Dann waren wir bei den Fluglotsen. Das ist das, was man bei einem großen Flughafen den Tower nennt. Das ist auch bei den Segelfliegern sehr wichtig, aber hier ist das mehr ein Campingtisch mit einem Funkgerät. Damit haben sie Funkverbindung zu den Flugzeugen und verhindern z. B. das Zusammenprallen von den Flugzeugen. Die sprechen sich ab, wer gerade fliegt und wer gerade startet oder landet. 

Vor dem Start: Startcheck nicht vergessen

 

Von dort aus geben sie auch verschiedene Informationen an die Flugschüler. Da haben wir unten zugehört.  

Also die Ausbildung war so: Ein Pilot hat den Schüler mit dem Motorsegler hochgezogen. Der Fahrlehrer oder besser der Fluglehrer hat dem Flugschüler Anweisungen vom Erdboden aus  gegeben. Er musste bestimmte Flugzeugkünste, also bestimmte Übungen machen, so ganz komische Dinge eigentlich: eine Acht mit 45-Grad-Neigungswinkel fliegen, oder einen Richtungswechsel machen. Das war für uns nicht so leicht zu verstehen. Aber es gehört alles zum Flugführerschein. 

Wenn jetzt aber einer z. B. Herzprobleme hat, also etwas mit der Pumpe, darf er keinen Flugschein machen. 

Es war aber alles sehr gemütlich bei den Fluglotsen. Da habe ich mir zum ersten Mal gedacht, wie freiwillig die das alles machen! Es ist beeindruckend, wie viel Freizeit dahinter steckt bei so einem Segelfliegerverein. Die machen das ja fast jeden Tag, wenn die Thermik stimmt. 

Mit der Thermik, das will ich mal beschreiben: Die fängt am Boden an, steigt vom Erdreich auf und geht ihre Wege bis zum Himmel. Und die Flugzeuge fliegen in dem Bereich, wo die Thermik am besten ist. Da werden sie von der aufsteigenden Luft hochgezogen. Das ist so ähnlich wie in einem Schornstein.

Nach dem Rundgang über den Platz kam der Höhepunkt: Jeder von uns durfte mal mitfliegen. Die Erika hat sich den Motorsegler ausgesucht und ich den Segelflieger.  

Ich bin in den Flieger eingestiegen – ach, da hab ich mich so gefreut! Ich bin ja noch nie geflogen in meinem Leben. „Flieg hoch, flieg hoch!“, hab ich gerufen. Und dann habe ich gesungen: „Jetzt geht’s los, jetzt geht’s los!“ Angst hatte ich überhaupt nicht, ich war ganz cool. Ich saß neben dem Piloten. „Schöner, junger Mann“, hab ich ihn genannt. Der war soooo hübsch! Er hatte so eine dunkle Sonnenbrille auf und bevor ich ins Flugzeug eingestiegen bin, hat er mir eine weiße Kappe geholt als Sonnenschutz.

Vor dem Start: Startcheck nicht vergessen

 

Als wir oben in der Luft waren, hat mich der junge Mann immer gefragt: „Geht es dir gut?“ Da habe ich immer gesagt: „Mir geht es gut!“ Ich habe mir dann alles von oben angeguckt und als wir über das Gelände von antonius flogen, habe ich alles nur ganz klein gesehen. So weit oben war ich. Du hast die Landwirtschaft gesehen, den Aschenberg, den Frauenberg und dieser andere Berg, der sich immer so verfärbt ... der Kaliberg. Das war ein Traum für die Götter!

Also ich bin mit dem Hermann Brähler geflogen: Per Funk hat er zuerst die Flugzeugnummer durchgegeben, damit die Lotsen Bescheid wissen, dass er jetzt startet. Dann hat er mich noch eingewiesen. Ich hatte auch einen Fallschirm an. Das ist eine Absicherung, wenn man hoch in der Luft ist, dass man nicht gleich abstürzt. 

Also ich hatte keinen Fallschirm an. 

Das ist ja auch nur im Segelflieger Pflicht!

Wenn man einsteigt und die Einweisungen bekommt, hat man so eine gewisse Skepsis. Aber irgendwann kommt es dann soweit, dass man sich mit den Gedanken so ein Stück weit lösen kann von den Sorgen, von den Ängsten, vom Alltag. Und wenn man dann startet, löst man sich von allem. Das ist einfach umwerfend schön. 

Wir sind fast bis nach Neuhof rein geflogen, auch fast über den Kaliberg, das war echt krass! Und durch die Thermik war ich sogar bis zu den Wolken, das war beeindruckend. Auch die ganze Stadt Fulda von oben zu sehen. Wahnsinn! Ich habe einen Bauklotz gestaunt! So was von frei hab mich gefühlt. Wie Ferien. 

Und wenn man gelandet ist, hat man wieder ein ganz anderes Gefühl. Du bist froh, dass dir nichts passiert ist, dass kein anderer Segelflieger uns entgegengekommen ist. Da kannst du wirklich von Glück reden. 

Irgendwann sagt der Pilot: „Wir landen jetzt.“ Das ist mir schon schwergefallen, wieder zur Erde zurückzukommen. Wenn man oben in der Luft ist und fliegt fast eine Stunde über den Wolken, ist man viel entspannter, und es fällt alles von einem ab. Liebe Leser, probiert es aus! Man kann da einfach hingehen und fragen. 

Wir wollen uns ganz herzlich bei Herrn Brähler für die Führung und den schönen Flug bedanken. Auch bei den anderen, die dabei waren. Es war sehr, sehr schön! Und wenn es demnächst wieder mal klappen würde, würde mich das sehr freuen. Und es freut mich, dass auch der Andreas so einen riesigen Spaß gehabt hat. 

Ich möchte mich anschließen und mich bei dem ganzen Team vom Aero-Club Rhön e. V. in Fulda herzlich bedanken. Mein Wunsch war, einmal von allen Belangen frei zu sein. Und das ist Euch gelungen! Vielen, vielen Dank an euch allen, es war super! 

 

 

Per Flugzeugschlepp wird Redakteur Andreas Sauer in die Lüfte befördert

 

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